Tief Friederike als Headliner: Abgespecktes Musik-Programm bei Rock am Ring mit Red Hot Chili Peppers & Co.

Mendig · Superlative sind nicht immer super: Das kürzeste, verschlammteste und (wetterbedingt) unentspannteste Rock am Ring ist Vergangenheit. Mit den meisten Festivalbesuchern aller Zeiten (92 500), mit viel zu vielen Verletzten und zu wenig Musik. Eine Bestandsaufnahme aus dem Schlammbad in Mendig.

Tief Friederike als Headliner: Abgespecktes Musik-Programm bei Rock am Ring mit Red Hot Chili Peppers & Co.
Foto: Sven Eisenkrämer


Die Schuldfrage ist schnell geklärt, es gibt Tausende Zeugen. Das Geständnis kommt von einem Comedian, Musiker und Schauspieler - und dass seine Offenbarung in Anbetracht von über 80 Verletzten nicht lustig ist, weiß Jack Black in diesem Moment ganz sicher (noch) nicht. "Tenacious D. brought the thunder", sagt er und zieht die Brauen hoch. Sie waren's also. Kyle Gass und Jack Black haben es knallen und blitzen lassen, das amerikanische Comedy-Rock-Duo. Um eineinhalb Stunden war der Auftritt von Tenacious D. wegen des folgenschweren Unwetters am Freitag nach hinten geschoben worden. Zentimeter um Zentimeter graben sich die Gummistiefel tiefer in den Eifelmatsch: Hier kommt keiner sauber raus. Keine Chance.

"Ah, auch Urlaub im Wattenmeer gebucht?", scherzt einer - und wer erst mal im Matsch gelegen hat, lernt ihn anscheinend erst richtig zu schätzen. Aus schlechten Aussichten das Beste machen, das haben sich die meisten fest vorgenommen. Auch wenn am Samstag die Hälfte des Programms flachfällt und die für Sonntag geplanten Bands wie Black Sabbath, Korn oder Fettes Brot gar nicht erst in der Eifel auftreten können. Der wahre Headliner des Wochenendes heißt Friederike, Anrede: "Tief", hat keine Fans in Mendig und droht jederzeit von oben. Aber die Stimmung passt sich nicht dem tristen Wetter an: Tenacious D. sind ein geeignetes Mittel. Akustikgitarren, 70er-Hardrock, Metal-Anleihen, irgendwo zwischen Hommage (meistens) und Parodie und dazu ein irrsinnig pubertärer Humor, gegen den "American Pie" fast wie ein Arthouse-Film rüberkommt.
Die Fans feiern zum Freitags-Abschluss auf der Volcano Stage noch die dänische Metalband Volbeat. Auf der zweiten großen Bühne geht der einzige (fast) komplette Festivaltag mit dem Elektro-Projekt Major Lazer tanzbar zu Ende.

Abreisen oder bleiben? Am Samstag blieb bis am frühen Abend völlig offen, ob überhaupt noch Bands auftreten oder das Festival frühzeitig enden würde. Erst nach 19 Uhr - als die ersten Bands zum Soundcheck auf der Bühne standen - war klar: Da kommt noch was. Zwar ein abgespecktes Programm, dafür aber noch eine echte Zugnummer mit den Red Hot Chili Peppers, die zum ersten M al seit 2004 wieder bei Rock am Ring spielten.
Damals am Nürburgring, diesmal auf dem Flugplatz Mendig, wo das Festival nun zum zweiten Mal ausgetragen wurde. Nach einem starken Set der US-Alternative-Metaller Deftones brachten die Crossover-Größen um Sänger Anthony Kiedis schnell Bewegung ins Publikum - mit den Hits "Can't Stop", "Dani California" und "Snow (Hey Oh)" gleich zum Auftakt: Das blieb auch so - mit einem kleinen Durchhänger im Mittelteil. Die Kanadier von Billy Talent durften als "Rausschmeißer" ran.

Während die Band noch spielte (bis nach 2.30 Uhr), ging nächtlich die Pressemitteilung des Veranstalters raus, mit der viele gerechnet hatten: Das war's. Der Sonntag fällt flach. Bis nächstes Jahr, vielleicht, mit Gummistiefeln - und ohne Friederikes Nachfolger, bitte!
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