Mehr Stars für den Westen

LUXEMBURG/ESCH. Luxemburg auf dem Weg zum Rock-Staat: Nach dem Bau der "Coque" (2002) baut das Großherzogtum in Esch nun eine reine Rockhalle mit zwei Sälen. Ende 2005 soll das 30-Millionen-Projekt eröffnet werden.

Rezession? Wat as dat dan? Beim Blick nach Luxemburg könnte man glatt neidisch werden - wenn die Region Trier denn nicht auch vom reichen Nachbarn profitieren würde. Ab Ende 2005 kommen die Rockfans der Region noch mehr auf ihre Kosten. Das Großherzogtum baut in Esch eine Rockhalle ("La Rockhal") mit einem großen Saal mit 4000 Plätzen und einem Rock-Club für kleinere Konzerte bis zu 500 Zuschauern. Die Bauarbeiten für das Projekt, das als Teil einer neuen, milliardenschweren Neustrukturierung im Industriegelände Belval entsteht, haben bereits begonnen. Kostenpunkt: rund 30 Millionen Euro (zum Vergleich: die Arena Trier kostete 22 Millionen Euro). Der Wahlspruch könnte lauten: Für jeden Fall eine neue Hall'. Zwar steht auf dem Kirchberg mit der "Coque" eine schicke 90-Millionen-Euro-Muschel, die hat allerdings einen Nachteil: Sie ist zu groß und für Rock-Konzerte kaum geeignet. Elton John oder Charles Aznavour durften rein, am 9. April kommt zudem Bryan Adams. Aber das sind eher Ausnahmen. "Mit dem Namen 'Rockhalle' habe ich noch meine Probleme - das wird eine Mehrzweckhalle, die für Konzerte besonders gut geeignet sein wird. Vor 20 Jahren war die Halle schon im Gespräch, nun wird sie endlich gebaut", sagt Roger Hamen von der Arbeitsgruppe Rockhalle. Das Angebot im Rock- und Popbereich werde sich dadurch weiter verbessern. Dabei kann sich das Konzertangebot in Luxemburg schon jetzt sehen lassen. So veranstaltet Patrick Bartz mit zwei Kollegen seit 1995 Konzerte in einer komplett umgebauten früheren Renault-Werkstatt - dem Live-Club "den Atelier" in Luxemburg-Stadt. Mittlerweile stemmen sie rund 40 Konzerte im Jahr. Darunter sind mit Moby, Kraftwerk oder Placebo dank guter Kontakte gelegentlich Bands, die sonst in wesentlich größeren Hallen als dem 1200 Zuschauer fassenden "Atelier" spielen. Dazu kommen Open-Air-Festivals wie "Terres Rouge" und das kostenlose "Steelworx", die bis zu 45 000 Zuschauer anlockten. Nur eine mittelgroße Halle mit guter Infrastruktur fehlte bisher. "Eine Halle wie die Arena Trier bräuchten wir in Luxemburg", sagt Bartz. Mit dem Bau der Rockhalle dürfte sich dieses Problem erübrigen. Als Landeshauptstadt einfach bessere Karten

Dabei hat Luxemburg neben einem Steuervorteil für Bartz auch einen Image-Bonus: "Es hilft schon, dass Luxemburg eine Landeshauptstadt ist." Das heißt: Luxemburg findet der geneigte amerikanische Popstar-Manager eher auf der Landkarte als Trier oder Saarbrücken. Trier ist in Deutschland in der Peripherie, Luxemburg ist sein eigenes kleines Zentrum. Die Veranstalter-Konkurrenz im Großherzogtum, die die neue Halle nutzen könnte, kommt sich selten ins Gehege. Eher im Underground verhaftet und unkommerzieller sind die Konzerte in der Kulturfabrik Esch/Alzette. Luxevents setzt stärker aufs Show-Programm (Musicals, Revues, Comedy) und Großveranstaltungen im Rock- und Popbereich wie Bryan Adams & Co. Auch Doro Popp vom Trierer Konzertveranstalter Popp-Concerts kann mit der Konkurrenz im "Ländchen" leben: "Das ist alles eine Frage der Absprache. Das Angebot in Luxemburg ist eher Ergänzung als Konkurrenz. Einen Veranstaltungsort in der Größe des Ateliers gibt es in Trier beispielsweise auch gar nicht."

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