Die Rezession, die keine war

Luxemburg · Laut gängiger Definition ist ein Land in der Rezession, wenn das BIP (Bruttoinlandsprodukt, Wirtschaftsleistung) mindestens zwei Quartale hintereinander schrumpft. Dies war in Luxemburg zuletzt der Fall. Kein Grund zur Sorge, so das Statistikamt Statec.

Luxemburg. Laut Statistikamt Statec befindet sich Luxemburg in einer "technischen Rezession". Der Grund: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2015 habe dazu geführt, dass sich viele Güter und Dienstleistungen verteuert, die Haushalte große Anschaffungen wie Automobile oder Haushaltsgeräte vorgezogen und in den ersten zwei Trimestern des Jahres teuere Anschaffungen vermieden hätten. So weit der Befund. Trotz des schlechten Starts geht Statec aber von einem Wirtschaftswachstum in einer Höhe von 3,2 Prozent für das gesamte Jahr 2015 aus. Damit ist das Institut zwar weniger optimistisch als noch im Frühjahr, als man von 3,7 Prozent ausgegangen war, aber wiederum optimistischer als die Europäische Kommission, die 3,1 Prozent Wachstum vorhergesagt hatte (die OECD gar nur 3,0 Prozent).
Gute Aussichten für 2016


Für das Jahr 2016 hält die Statistikbehörde an der Frühjahrs-Prognose fest. Das Wachstum soll sich demnach beschleunigen - und sich auf einen Wert von 3,6 Prozent einpendeln. Unter Berücksichtigung der geopolitischen Risiken, die sich in Richtung Luxemburg verlagert hätten, sei dieser Wert sehr positiv für das Land, so Serge Allegrezza, der Direktor des Instituts. Auswirkungen auf die Konjunktur des Landes wird der Flüchtlingsstrom haben: Da ist sich Allegrezza sicher. Genau beziffern lasse sich das aber noch nicht. Ein weiteres schwer einzuschätzendes Risiko ist laut Statec die Entwicklung der VW-Abgas-Affäre.
Nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte bewegte sich das Preisniveau, also die Inflation, in Luxemburg zwar nach oben, erreichte aber nicht die von der Zentralbank als wünschenswert erachtete Zwei-Prozent-Marke. Die niedrige Inflation ist denn auch der Grund, weshalb die Auszahlung der nächsten Index- Tranche auf das zweite Trimester 2016 verlegt wurde. Trotz dieser Nachricht, über die sich viele Arbeitnehmer ärgern, gibt es gute Meldungen im Hinblick auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenzahlen sind weiter rückläufig.
Der Autor ist Redakteur beim Luxemburger Tageblatt.

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