Luxemburger werden ein Millionenvolk

Luxemburg · Nach zwischenzeitlichem Scheitern nimmt die Landesplanung in Luxemburg wieder Fahrt auf. Wie wichtig das ist, untermauert ein Langzeit-Szenario, das die Luxemburger Regierung im April gemäß EU-Regelwerk nach Brüssel geschickt hat. Es sagt voraus, dass sich die Bevölkerung im Großherzogtum in den kommenden Jahrzehnten mehr als verdoppelt.

 Der Kirchberg, im Hintergrund Luxemburg-Stadt: Wie viele Menschen werden hier 2060 leben? Und wie? Diese Fragen beschäftigen Luxemburgs Landesplaner.Foto: Luxemburger Tageblatt

Der Kirchberg, im Hintergrund Luxemburg-Stadt: Wie viele Menschen werden hier 2060 leben? Und wie? Diese Fragen beschäftigen Luxemburgs Landesplaner.Foto: Luxemburger Tageblatt

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Luxemburg. Die Luxemburger schicken sich an, ein Millionenvolk zu werden. Ein Langzeit-Szenario der Regierung geht davon aus, dass die im Großherzogtum ansässige Bevölkerung im Jahr 2060 rund 1,1 Millionen Menschen betragen wird. Anfang 2015 zählte Luxemburg 562 958 Einwohner.
Zahl erregt Aufsehen


Die aufsehenerregende Prognose bringt nun Luxemburgs Landesplaner auf den Plan. Sie haben allerhand vor sich, denn die zusätzlichen Menschen müssen natürlich irgendwo wohnen, brauchen Arbeitsplätze, Schulen, Straßen, öffentliche Transportmittel und vieles mehr. Und das alles muss geplant werden. Die prognostizierte Einwohnerzahl stammt aus der Europop 2013, einer Studie des europäischen Statistik-amtes Eurostat über Bevölkerungsentwicklung. Das sogenannte Hauptszenario geht von 1 139 562 Millionen Einwohnern im Großherzogtum im Jahr 2060 aus. Die Million würde aber bereits 2046 überschritten.
Eine Variante "hohe Lebenserwartung" errechnet sogar noch etwas mehr Bürger; die Varianten "niedrige Migration" und "niedrige Fruchtbarkeit" liegen leicht über der Million im Jahr 2060. Die Variante "ohne Migration" sieht Luxemburg dagegen in dem Jahr nur bei 533 266 Bürgern: Bei dieser Variante würde es etwa ab dem Jahr 2037 einen Bevölkerungsrückgang geben.
Zweifel an Plausibilität


Die vorherige Studie Europop 2010 war lediglich von 728 098 Luxemburgern im Jahr 2060 ausgegangen, weshalb denn auch die Frage nach der Plausibilität dieses Szenarios gestellt wurde.
Egal, ob die Prognosen nun eintreten oder nicht: Auch kurzfristig muss bereits geplant werden. Anfang dieser Woche gab es in Diekirch auch schon eine erste Informationsversammlung für Gemeindevertreter. Laut zuständigem Minister François Bausch werden zuzüglich zu den regionalen Info-Versammlungen bilaterale Gespräche mit Gemeinden geführt und die Leitpläne dementsprechend überarbeitet. Bausch rechnet mit einem neuen Beginn der gesetzlich vorgesehenen öffentlichen Konsultationsphase für Ende 2016.
Der Autor ist Redakteur beim Luxemburger Tageblatt.
Extra

Landesplanung mit Anlauf: 1974: Das erste Landesplanungsgesetz wird verabschiedet. 1999: Das Gesetz wird überarbeitet. 2003: Die Regierung verabschiedet das Integrative Verkehrs- und Landesentwicklungskonzept für Luxemburg. 2004: Die Arbeiten an sogenannten sektoriellen Leitplänen werden aufgenommen. 2013: Am 9. Juli wird das neue Landesplanungsgesetz verabschiedet. Ab dem 10. Juli kommen die Ereignisse um den Regierungswechsel in Luxemburg ins Rollen: Sie münden schließlich in die blau-rot-grüne Dreierkoalition. 2014: Die neue Regierung nimmt die Leitpläne aus der Schublade und bringt sie neu auf den Weg. Die Entwürfe haben zahlreiche Unzulänglichkeiten, die Prozedur wird Ende November annulliert. 2015: Mit der Beratungsdebatte im Parlament am 19. März beginnt der neue landesplanerische Anlauf. tgbl

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