Was, wenn es keinen Chef mehr gibt?

Luxemburg · In mehreren Tausend Firmen in Luxemburg steht in den kommenden Jahren der Generationswechsel an. Allerdings scheinen nur wenige Betriebe darauf vorbereitet zu sein, wie eine Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform belegt.

Luxemburg. Die Zeit drängt: Mehrere Tausend Betriebe von insgesamt rund 33 500 in Luxemburg stehen vor der Übergabe an einen Nachfolger. Denn die sogenannten "Babyboomer" werden in den Jahren um 2020 verstärkt in den Ruhestand gehen. Nicht selten sind dies Unternehmer, die ihren Betrieb selbst gegründet und ihn jahrzehntelang geführt haben. Doch weil es zu wenig Luxemburger gibt, die ihr eigener Chef sein wollen, driften viele Firmen in den Konkurs oder schließen ihre Geschäfte per sogenanntem "stillen Konkurs".
Dabei hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform mit Niederlassung in Luxemburg festgestellt, dass 70 Prozent aller 410 insolventen Firmen im ersten Halbjahr dieses Jahres älter als fünf Jahre sind. Dies ist insofern ungewöhnlich, als dass Betriebe mit solch langer Lebensdauer in der Regel am Markt bereits gefetigt sind und Kunden sowie Aufträge im Griff haben. 16 Prozent der Konkursbetriebe in Luxemburg sind allerdings sogar älter als 15 Jahre. Und schaut man sich die Branchen an, so haben vor allem die Pleiten im Bausektor drastisch zugenommen (plus 67 Prozent). "Eine ausreichende Vorbereitung zur Unternehmensnachfolge fehlte hier", sagt Herbert Eberhard von Creditreform Luxemburg. Heißt, die Betriebe mit meist älteren Chefs hätten ihr Sortiment nicht gepflegt oder erneuert, in der Folge seien die Kunden ausgeblieben, ein Konkurs sei unvermeidbar gewesen. Dabei lässt sich die Nachfolge planen - wenn man als Firmenchef frühzeitig den Grundstein legt. "Ein Nachfolgeraufbau sowie eine mögliche Anpassung der Produktpalette und Marketingstrategie dauert allerdings nicht ein paar Monate, sondern zwischen zwei und fünf Jahren", weiß Eberhard.Extra

Rund 33 500 Betrieben stehen nach den jüngsten Zahlen des Statistikamtes Statec in Luxemburg aus dem Jahr 2012 gut 3100 Neugründungen gegenüber. 2400 Unternehmen haben ihren Betrieb geschlossen. Dies betrifft vor allem den Handel, das Gastgewerbe und den Bausektor. sas

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