Walk on the West Side

Im ganzen Musical-Genre ragt die "West Side Story" einsam aus einem riesigen Feld gefälligen Kunsthandwerks heraus. Wo andere routiniert den Melodienreichtum der Verdis und Puccinis ausquetschen, um dem Publikum wohlige Gefühle zu bereiten, komponierte Leonard Bernstein ein opus magnum zwischen Jazz, Broadway, Tanz, Sozialdrama, Oper und Kino.

Die "West Side Story" steht im Repertoire der Theater von heute auf der Höhe von Carmen und La Traviata - kaum ein Haus, das nicht versucht hätte, eine eigene Sicht auf die Romeo-und-Julia-Geschichte aus dem New Yorker Immigrantenviertel zu entwickeln.
2003 entstand die Idee, zur Ursprungsversion mit den legendären Tanz-Choreographien von Jerome Robbins zurückzukehren. Im Jahr 2007, zum 50. Geburtstag des Musicals, wurde das Revival des Originals im Rahmen einer Welttournee erstmals umgesetzt. Joey McKneely, einst gemeinsam mit Robbins am Broadway tätig, übernahm die Aufgabe, die Original-Choreographie neu einzustudieren - nicht mit arrivierten Stars, sondern mit jenen jungen, talentierten, hungrigen Künstlern, die dieses Stück braucht.
Kurioserweise war es kein amerikanischer Produzent, sondern der deutsche Impresario Michael Brenner, der das ambitionierte Vorhaben auf die Beine stellte. Und so ergibt sich die außergewöhnliche Situation, dass die mit dem Segen der Robbins- und Bernstein-Erben erarbeitete Broadway-Fassung zwar in Peking und Tokio, in Paris und London, in Berlin und Sydney gefeiert wurde - aber noch nie "zu Hause" in New York zu sehen war.
Das Grand-Théâtre-Publikum hat es da besser: Die üppig besetzte Produktion mit 36 Akteuren und 25 Musikern unter Leitung des Dirigenten Donald Chan macht im Januar Station an der Place du Glacis. Wetten: Die Geschichte von der Liebe zwischen Maria und Tony vor dem Hintergrund der Bandenkriege unter Jets und Sharks wird auch diesmal ihre Wirkung nicht verfehlen.
Die neun Vorstellungen zwischen dem 16. und 25. Januar sind schon zum großen Teil ausverkauft, aber es gibt noch kleinere Kontingente auf dem Balkon, und es kommen immer wieder Rückläufe in den Online-Verkauf. Wer sichergehen will, sollte schnellstmöglich zugreifen. Das Grand Théâtre prüft aber derzeit auch die Möglichkeit von Zusatzvorstellungen. Aktuelle Infos dazu im Trierischen Volksfreund.

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