Helden für einen Tag: Tanzperformance mit Flüchtlingen

Trier · Es soll eine tänzerische Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg werden, für die die Trierer Choreographin Hannah Ma derzeit mit europäischen und arabischen Künstlern, darunter syrische Flüchtlinge, in der Kunstakademie probt. Premiere ist am 26. Juni.

 Die künstlerische Leiterin Hannah Ma, die syrische Tänzerin Ranim al Malat und ihr französischer Kollege Loic Faquet (von links) proben für das Stück „Heroes – Helden für einen Tag“. TV-Foto: Marianne Binzen

Die künstlerische Leiterin Hannah Ma, die syrische Tänzerin Ranim al Malat und ihr französischer Kollege Loic Faquet (von links) proben für das Stück „Heroes – Helden für einen Tag“. TV-Foto: Marianne Binzen

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Trier. Ruhig und konzentriert werden Figuren, Sprünge und Laufrichtungen besprochen und ausprobiert. Arbeitssprache ist Englisch, die kleine Gruppe der Tänzer international. Umgeben von hohen weißen Wänden proben sie täglich sieben bis acht Stunden auf einer großen schwarzen Bodenfläche in der Europäischen Kunstakademie Trier für ein außergewöhnliches Projekt. Hier entsteht eine Tanzperformance, die die Auftaktveranstaltung für die deutsch-arabische Bildungsinitiative "Heroes" sein wird. Die Bildungsinitiative will Schülern die Konflikte im Nahen Osten sowie die Flüchtlingsproblematik veranschaulichen und "das Verständnis für die jeweils andere Kultur vertiefen", wie Initiatorin Hannah Ma sagt.Den Tod vor Augen


Ma ist ehemaliges Mitglied des Tanzensembles am Theater Trier, heute freischaffende Tänzerin und Choreographin. Philosophische Überlegungen spiegeln sich in ihrem aktuellen Projekt wider. In der Tanzperformance geht es um eine Auseinandersetzung mit dem Zyklus vom Entstehen des Lebens bis zum Sterben und um das Thema Krieg. Die Künstler setzen sich in den Choreographien mit der Frage nach menschlicher Freiheit auseinander. "Heroes" ist der Titel eines Songs von David Bowie, geschrieben vor dem Hintergrund der Berliner Mauer. Entsprechend geht es unter anderem darum, wie Menschen damit umgehen, ständig die Möglichkeit des Todes vor Augen zu haben.
Es werde auch brutale Momente geben, sagt Ma, wenn aus dem Spiel zweier guter Freunde ernst werde, Gewalt entstehe und eskaliere. Töten werde in heutiger Zeit immer anonymer. Und so drückt im Stück einer der Jungen, zum Diktator mutiert, den alles zerstörenden Knopf.
Was pessimistisch klingt, beinhaltet gleichzeitig die positive, zuversichtliche Seite: Zum Schluss fällt die Asche des Todes als Glitzerstaub vom Himmel, aus ihm wird neues Leben entstehen. Der Kreislauf des Lebens beginnt von Neuem. Hannah Ma spricht von einem "Tanzabend mit ästhetischen Bildern, virtuos und beeindruckend". Sie erläutert ihr Konzept: Während der Proben bringe sich das ganze Ensemble mit Ideen und Vorschlägen ein, es gebe einen regen mündlichen Austausch. Vieles entstehe aus dem Moment heraus, die Improvisation sei ein wesentliches Merkmal. Sie selbst forme lediglich und gebe die notwendige Struktur.
Zwei ihrer "phantastischen Tänzer" sind syrische Flüchtlinge, die 21-jährige Ranim al Malat und ihr 31-jähriger Landsmann Maher Abdulmoty (der TV berichtete). Fröhlich erscheinen beide zu den Proben, Maher kommt direkt vom Deutschunterricht. Welches Leid sie hinter sich haben, sieht man ihnen nicht an. Kommunizieren möchten sie nicht mit Worten, sondern über den Tanz.
Den akustischen Rahmen der einstündigen Performance bildet zum einen experimentelle Musik, zum anderen Komponist Haitham Habeeb mit arabischer Livemusik. Die hohen weißen Wände werden mit arabischen und deutschen Texten beschrieben sein.
Die Aufführungen sind am Freitag und Samstag, 26. und 27. Juni, um 21 Uhr in der Europäischen Kunstakademie, Aachener Straße 63. Karten gibt es für 15 Euro (ermäßigt zwölf) unter www.ticket-regional.de und an der Abendkasse für 18 (15) Euro. Weitere Informationen: www.heroes-trier.deExtra

Hannah Ma hat für die beiden Tanzaufführungen von H.E.R.O.E.S Gruppen von Asylbewerbern aus der Eurener Aufnahmeeinrichtung General-Seidel-Kaserne als Gäste eingeladen. Die Auftaktveranstaltung einer deutsch-arabischen Bildungsinitiative trifft mit ihrer Thematik auf viele Schicksale der Eingeladenen zu. red

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