10 000 Kilometer bis an die Mosel

Eine riesengroße Umstellung ist das für Shuk Wah Liu. Die Chinesin kommt aus der Megastadt Hongkong und verbringt jetzt ein Jahr als Austausch-Schülerin bei Familie Endel in Monzelfeld. Zusammen mit ihrer "Gastschwester" Miriam geht sie zum Nikolaus-Kues-Gymnasium. Dort lernt die Chinesin die deutsche Sprache und Kultur kennen.

 Shuk Wah Liu, genannt Joy, inmitten der „blond hairs“ Marie-Louise Kerpen (ehrenamtliche Betreuerin, links) und „Gastschwester“ Miriam Endel. TV-Foto: Marita Blahak

Shuk Wah Liu, genannt Joy, inmitten der „blond hairs“ Marie-Louise Kerpen (ehrenamtliche Betreuerin, links) und „Gastschwester“ Miriam Endel. TV-Foto: Marita Blahak

Monzelfeld. (mbl) 10 000 Kilometer ist sie von zu Hause entfernt: Die 17-jährige Shuk Wah Liu hat die Millionenstadt Hongkong für ein Schuljahr mit dem kleinen Hunsrückort Monzelfeld getauscht. Sie lebt als "Kind auf Zeit" bei Familie Endel und besucht als Gastschülerin das Nikolaus-von-Kues-Gymnasium.

Mit richtigem Vornamen heißt sie Shuk Wah, doch gerufen wird sie Joy. "Nicknames (Spitznamen) haben bei uns viele Leute", verrät die Chinesin aus Hongkong. Von China nach Deutschland - das bedeutet für Joy, einen anderen Kulturkreis mit anderen Gewohnheiten, Lebensweisen und Bräuche kennenzulernen. Die junge Chinesin hat sich auf dieses spannende Abenteuer eingelassen: "Das ist für mich sehr aufregend und lehrreich", sagt die 17-Jährige. "Auch für uns als Gasteltern bedeutet das Jahr mit Joy eine sehr interessante, positive Erfahrung", betonen Bernd und Beate Endel.

Joys Muttersprache ist Kantonesisch, auch Englisch spricht die junge Chinesin perfekt, die deutsche Sprache will sie hier erlernen. Außerdem liegt es ihr am Herzen, über ihren eigenen Kulturkreis zu sprechen. "Denn außer der weitverbreiteten Meinung, dass wir angeblich Hunde und Katzen essen, nur Billigstprodukte exportieren und auch weit entfernt seien von jeglicher Demokratie, weiß niemand so richtig über China Bescheid", unterstreicht Liu.

Für die junge Chinesin bedeutet der Lebens- und Schulalltag eine große Umstellung. Shopping Malls und big lights (Einkaufsmeilen und grelle Leuchtreklame) Schuluniform, chopsticks (Essstäbchen) - all das ist weit entfernt. Zuhause in Hongkong lebt sie in einem Hochhaus mit insgesamt 2000 Menschen auf 38 Etagen mit jeweils 16 Wohnungen. Und die Stadt pulsiert Tag und Nacht. "Hier im kleinen Ort Monzelfeld, der weniger Bewohner hat als unser Hochhaus, ist es sehr ruhig - für mich oftmals zu ruhig", sagt sie.

Daran müsse man sich erst gewöhnen. In ihrer Gastfamilie fühlt sie sich wohl und mit ihrer "Gastschwester" Miriam besucht sie das Gymnasium in Bernkastel-Kues. An typisch deutsche Tugenden wie Ordnung halten oder Essgewohnheiten wie der Verzehr von Brot, das in unzähligen Varianten morgens und abends auf den Tisch kommt, hat sie sich schon gewöhnt. "Auch an mein riesig großes Zimmer und die ‚blond hairs' der Mitschüler", lacht die Schwarzhaarige. Demnächst steht Joy auf der Bühne: denn beim Monzelfelder Karnevalsverein "Welle Baie" wird mit Joy zum ersten Mal ein Gardemädchen direkt aus Hongkong auftreten.

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