20 Kilo am Angelhaken

TRABEN-TRARBACH. Vier Traben-Trarbacher haben ein außergewöhnliches Hobby. Seit vielen Jahren fahren sie nach Norwegen zum Hochseeangeln. Auf ihrer letzten Reise im Juni dieses Jahres wurden sie zwei Wochen lang von einem norwegischen Fernsehteam begleitet. Der Film über die Hobbyangler von der Mosel wird im Oktober im norwegischen Fernsehen gezeigt.

Hans Stassen, Bernd Bockelmann, Otto Fülle und Dieter Kettermann haben stets genug Fisch im Haus. Jeder von ihnen bringt einmal im Jahr 40 bis 50 Kilo bestes Fischfilet vom Kabeljau, Seelachs, Heilbutt oder Rotbarsch mit nach Hause. Die vier Freunde verbringen stets im Juni zwei Wochen auf einer kleinen, einsamen Insel vor der norwegischen Küste. Morgens in aller Frühe hinaus auf die hohe See

Sula heißt die Insel. Sie ist bei deutschen Anglern äußert beliebt. Gerade einmal 80 Einwohner leben auf dem winzigen Eiland, das ausschließlich von Touristen angesteuert wird, die mit einem professionellen Angelgerät umgehen können. Bevor die vier Männer an ihrem Zielort sind, müssen sie eine lange Reise in Kauf nehmen. Allein die Überfahrt per Fähre von Kiel nach Oslo dauert 22 Stunden. Und von dort sind es noch einmal 780 Kilometer Richtung Norden. Hans Stassen ist von den vieren der erfahrenste Angler. Er fährt schon über 20 Jahren zum Hochseeangeln. Der 64-jährige Rentner war schon in Alaska, Kanada, Kalifornien, auf den Malediven, in Irland und Spanien. Vor neun Jahren ist Bernd Bockelmann hinzugestoßen, später dann Otto Fülle und Dieter Kettermann. Die zwei bis drei Wochen in Norwegen sind wahrlich kein Erholungsurlaub im klassischen Sinne. Morgens geht es in aller Frühe mit einem hochseetüchtigen Motorboot ohne Verdeck auf die hohe See. Acht Stunden bleiben die Angler draußen, egal ob es regnet, die Sonne scheint oder es gar stürmt. Und Regen mit heftigem Wind ist nicht selten in dieser Gegend. Manch kritische Situation mussten die Männer schon überstehen. Nur ungern erinnert sich Hans Stassen an ein besonders heftiges Unwetter auf ihr letzten Reise vor wenigen Wochen. "Wir waren mit unseren Kräften fast am Ende", erzählt der Traben-Trarbacher. "So etwas will ich nicht noch einmal erleben." Dennoch ist Hans Stassen immer wieder fasziniert vom Meer, von seiner Weite, aber auch von seinen Tücken. Bei ihrer Arbeit auf hoher See haben die Angler "Kampfgürtel" umgeschnallt, in die sie die Ruten stecken. Das ist notwendig, denn wenn einmal ein kapitaler Fisch von 15 bis 20 Kilo an der Angel hängt, müssen alle Kräfte mobilisiert werden, um ihn ins Boot zu holen. An manchen Tagen fischen die Männer bis zu 100 Kilo Fisch. An Land filetieren und portionieren sie die Tiere, die dann schockgefroren im Kühlhaus landen. In speziellen Frostkisten bringen die Hobbyangler die Delikatessen an die Mosel.Fisch aus Norwegen, Wein von der Mosel

Die vier Männer könnten es sogar in Norwegen für kurze Zeit zu einer gewissen Berühmtheit bringen. Im Oktober strahlt der wichtigste norwegische Sender eine Reportage aus, in der die Traben-Trarbacher Angler im Mittelpunkt stehen. Zwei Wochen lang hat ein Kamerateam die Männer begleitet, hat sie beim Angeln auf hoher See gefilmt, an Land im Ferienhaus, beim Kochen, Essen, Schlafen und hat zahlreiche Interviews geführt. "Es ist in dieser Zeit eine Freundschaft entstanden", sagt Hans Stassen. Die Moselaner hatten natürlich einige gute Flaschen Wein aus der Heimat im Gepäck, und so werden auch Traben-Trarbach, die Mosel und der Wein in dem Film ein Rolle spielen. Gut möglich, dass der Film auch in Deutschland gezeigt wird, denn ein Sender hat bereits Interesse angemeldet.

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