35 Euro für eine menschenwürdige Zukunft

WITTLICH. (ger) Der Verein "Rette ein Kinderleben" bemüht sich seit 20 Jahren erfolgreich, Slumkindern aus dem Nordwesten Brasiliens eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen. Auf seiner Deutschlandtour informierte der Verein in Wittlich Pateneltern aus dem Raum Trier.

 Heimleiterinnen und Patenkinder des Vereins "Rette ein Kinderleben” berichten über ihren Alltag in Brasilien. Links Vereinsvorsitzender Theo Menzner.Foto: Erich Gerten

Heimleiterinnen und Patenkinder des Vereins "Rette ein Kinderleben” berichten über ihren Alltag in Brasilien. Links Vereinsvorsitzender Theo Menzner.Foto: Erich Gerten

Voller Saal im Wittlicher Hotel Lindenhof. Diesmal kamen die Besucher nicht, um den Klängen einer Musikkapelle oder einem Kabarett-Ensemble zu lauschen. 250 Gäste nahmen am großen Patenelterntreffen des Vereins "Rette ein Kinderleben" (REK) teil. Gründer Theo Menzner aus Limburg stellte die mitgereisten fünf Heimleiterinnen aus Brasilien und sechs weitere Patenkinder vor, die auf Einladung ihrer Pateneltern Deutschland besuchen durften. Trotz des ernsten Hintergrunds waren fröhliche und lebensbejahende Gesichter beim Treffen im Wittlicher Lindenhof zu sehen. Die elf Mädchen und Frauen aus Brasilien zeigten durch ihre unkomplizierte Art ihren Paten, welchem Schicksal sie durch die monatliche Unterstützung von 35 Euro entgangen sind. Offenheit kennzeichnete das Treffen. Die Mehrheit der Männer in Brasilien seien Machos, berichteten die Mädchen auf dem Podium. Deswegen gebe es auch keine männlichen Heimleiter. Selbst Jungs tendierten dazu, ihre Männlichkeit auszuleben und sogar ihre eigene Mutter zu schlagen. Daher werden die Tagesheime von REK überwiegend von Mädchen bewohnt, weil diese im täglichen Leben die meisten Probleme haben. Die Mädchen erhalten eine Schulbildung, vernünftiges Essen und das Rüstzeug für das tägliche Leben. Zuvor war ein aktueller Film gezeigt worden, der das Leben in Brasilien zeigte - sowohl in den Slums, als auch in den Heimen. "Stinkende Kloaken, Ratten, Alkohol, Drogen, Hunger, Hütten ohne Möbel. Viele Menschen leben und sterben im Freien." Das, so der Tenor des Films, sei einer der Gründe, warum sich REK dort engagiert und in seinen 27 Tagesheimen mehr als 2.500 Kinder betreut und sie vor einem menschenunwürdigen Leben bewahrt. Die Familien der Heimkinder profitieren von der Unterstützung in Form von Lebensmittelgutscheinen. Durch die annähernd 3000 Patenschaften werden somit gut 10 000 Kinder erreicht. Das Spendenaufkommen betrage 1,3 Millionen Euro jährlich bei einem Verwaltungskostenanteil von 13 Prozent, sagte Menzner. Ebenso erhielten die Pateneltern Detailinformationen zum Leben in den Heimen von REK. Zwei Beispiele: Heimleiterin Flavia berichtete, dass jeden Tag vor ihrem Heim in Recife drei bis vier Familien vor der Tür stehen und darum bitten, dass ihre Kinder ins Heim genommen werden. Es können jedoch monatlich nur ein bis zwei Kinder aufgenommen werden, weil zu jeder Aufnahme die finanzielle Unterstützung durch Pateneltern notwendig sei. Nähere Infos über REK sind erhältlich bei Margot und Theo Menzner, Verein "Rette ein Kinderleben", Rheinstraße 15, 65556 Limburg, Telefon: 06431/22709. Dorthin können sich auch Personen wenden, die Interesse an einer Kinderpatenschaft haben. Der Monatsbeitrag für die Heimunterbringung beträgt 35 Euro.

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