4000 Hektar Rebfläche in Gefahr

Zum Jahresausklang findet Weinbau-Funktionär Hubertus Klein klare Worte zur Situation im Weinbau. Weiter gilt: Glanz und Elend liegen sehr nahe beieinander.

Zeltingen-Rachtig. Hubertus Klein, als stellvertretender Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes im Kreis Bernkastel-Wittlich für die Belange der Winzer zuständig, ist ein Mann der klaren Worte. Solche wählt er auch bei der Delegierten-Versammlung des Bauern- und Winzer-Verbandes im Sängerheim in Zeltingen-Rachtig.

Ein Beispiel: "Die Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion und das Dienstleistungs-Zentrum Ländlicher Raum arbeiten gegen die Winzer. Es sitzen hochbezahlte Dilettanten in den Verwaltungen." Viele Regelungen seien maßlos überzogen und richteten sich gegen die Leute, die die alte Kulturlandschaft erhalten wollten.

Dabei ist der Winzer aus Kröv nicht der personifizierte Pessimist. Der Jahrgang sei "perfekt". Klein: "Besser hätte man ihn nicht machen können." Auch touristisch sei es ein gutes Jahr für Winzer und Wirte gewesen. "Alles, was wandern und radfahren kann oder ein Wohnmobil hat, war hier an der Mosel", sagt er.

Doch schnell kommt er auf die Probleme zu sprechen. 4000 der etwa 8000 Hektar im Anbaugebiet seien in Gefahr. Die Ernte dieser 4000 Hektar werde weiter zu miserablen Preisen über die Discounter vertrieben. Für die meisten Winzer gebe es gerade einmal 500 bis 600 Euro pro Fuder (1000 Liter). Etwa 1,50 Euro seien aber notwendig, um überhaupt von einem Verdienst reden zu können.

"Ich habe große Sorge um diese 4000 Hektar", sagt Klein. In absehbarer Zeit sei aus dieser Fläche auch kein Gewinn zu erzielen. Dafür liege der Markt für Fasswein zu sehr am Boden. Aus Hubertus Klein spricht bereits die Angst: "Ich weiß nicht, wie wir die Kulturlandschaft erhalten sollen."

Klein: Nur feste Verträge helfen weiter



Gibt es überhaupt eine Lösung? Nach Kleins Auffassung helfen nur feste Verträge, um aus dem Preis-Dilemma für Fasswein herauszukommen. Das gehe aber nur, wenn die Winzergenossenschaft Moselland eG und die ein oder andere Kellerei mitziehe. Diese Verträge müssten für 70 bis 80 Prozent der Fassweine gelten. Klein: "Sonst haben wir keine Chance."

Wenn gar nichts mehr gehe, könne man die Brachen mit Photovoltaik-Anlagen bestücken. Das führe zumindest zu einer gewissen Wertigkeit der Grundstücke. Das bedeute nicht, dass er an der ganzen Mosel Photovoltaik-Anlagen wolle. "Aber ich will einen Stein in den Teich schmeißen."

Schließlich gehe es um einen möglichen Werteverlust von bis zu 300 Millionen Euro. Klein folgert: "Und das ist ein Drama."

Meinung

Glanz und Elend

Glanz und Elend des Weinbaus an der Mosel: In kaum einem Bericht, der sich ernsthaft mit der Gesamtsituation des Weinbaus beschäftigt, fehlt dieser Aspekt. Einerseits werden einmalige Rieslinge erzeugt und auch zu guten Preisen an den Kunden gebracht. Zudem wächst wieder die Zahl derer, die sich zum Winzer ausbilden lassen. Andererseits wird für eine große Menge Trauben oder Fasswein ein Preis gezahlt, der fast schon zum Sterben zu wenig ist. Es gibt zukunftsorientierte und ambitionierte Winzer, die manche Fläche pachten oder kaufen. Aber natürlich nicht 4000 Hektar. Von daher ist es nicht abwegig, zu sagen, dass zumindest in Teilen des Anbaugebietes die Kulturlandschaft in Gefahr ist. Hubertus Klein hat wie immer klare Worte gewählt, um auf Missstände hinzuweisen. Er wird sich damit nicht überall Freunde machen. Doch damit kann er umgehen. Besser ein paar deftige Worte als ein Schmusekurs. Denn ein solcher garantiert der Weinbau-Region, trotz aller Erfolge, nicht das Überleben. c.beckmann@volksfreund.de

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