450 Grad Hitze ohne Kopfschutz

WITTLICH. (noj) Viel Qualm wurde bei der Feuerwache in Wittlich produziert. 250 Feuerwehrleute aus den Kreisen Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und aus Luxemburg probten im Brandsimulator den Ernstfall.

Über ihnen lodern die Flammen, die Feuerwehrleute kauern in der Hocke und versuchen, sich vor der enormen Hitze zu schützen. Zunächst geht es darum, sich an die Wärme, die von den Temperaturen her jede Sauna in den Schatten stellt, zu gewöhnen. Die Feuerwehrschutzkleidung bewahrt die Männer zwar weitgehend vor der Hitze, doch bei dieser Wärmegewöhnungsübung wird noch ohne Kopfschutzhaube und Handschuhe gearbeitet. Nacheinander werden drei Brandstellen gezündet, und die Temperatur kann dabei in Deckennähe 450 Grad Celsius erreichen. Erträglicher ist die Hitze dagegen in Bodennähe. Während die jungen Männer im Brandsimulator im Angesicht der Flammen verharren, überwacht Hans-Erwin Blaul von der Firma Safety&Fire, die den Simulator zur Verfügung stellt, in einer separaten Kammer. Er bedient die Knöpfe, mit denen er wahlweise an verschiedenen Stellen Feuer zünden oder Rauch produzieren kann. Nachdem den Feuerwehrleuten schon mal richtig eingeheizt ist, wird es ernst. Sie versammeln sich mit voller Ausrüstung oben auf dem Simulator-Laster, um von hier aus über Stufen hinunter zu steigen und erst einmal einen Treppenbrand zu bekämpfen. "Dabei ist es wichtig, das Feuer richtig zu löschen und nicht darüber hinweg zu gehen", erläutert Wittlichs Wehrleiter Peter Kohlei. Sonst seien die Leute schnell eingeschlossen von den Flammen. Die nächste Herausforderung für die Wehrleute ist eine brennende Gasflasche, wie sie beispielsweise bei so genannten Autogenschweißgeräten genutzt wird. Auch hier reiche es nicht aus, mit dem Wasserstrahl das Feuer zu bekämpfen. Zusätzlich müssten die Flaschenventile zugedreht werden. Als dritte Herausforderung wartet ein simulierter Wohnungsbrand auf die Feuerwehrleute. Bei dem Brand ist es besonders gefährlich, wenn sich durch Zufuhr von Sauerstoff beim Öffnen einer Tür eine Flamme entwickelt. Dabei ist es wichtig für den Löschtrupp tief am Boden zu sein und mit einem breiten Sprühstrahl den Deckenbrand zu bekämpfen. Auch beim Friteusenbrand, der im Simulator die letzte Herausforderung für die Feuerwehrleute bildet, ist Besonderes zu beachten. "Beim Löschen mit Wasser entsteht Explosionsgefahr", erklärt Kohlei. Richtig sei es, den Deckel des Topfs zu verschließen. Jeder Schritt der Feuerwehrleute wird von Hans-Erwin Blaul beobachtet und in einem Fehlerprotokoll festgehalten. "Wir führen fünf solcher Schulungen im Jahr durch", erläutert Joachim Höhnel, der stellvertretende Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands Rheinland-Pfalz. Dabei würden zwischen 800 und 900 Leute geschult. "Den Ernstfall kann man anders nicht nachstellen", erklärt er die Vorteile des Simulators. Um die moderne Technik nutzen zu können, sind an dem Wochenende in Wittlich unter den 250 Feuerwehrleuten auch einige aus Luxemburg dabei. Voraussetzung für alle Teilnehmer ist allerdings eine Gesundheitsprüfung, die alle drei Jahre wiederholt werden muss, damit sie der großen körperlichen Anforderung auch gewachsen sind.

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