60 Jahre Heimweh

MONZELFELD. Die Liebe der Duisburgerin Marianne Frank zu Monzelfeld und der Mosel währt schon mehr als 60 Jahres. Sie hat sogar ein Gedicht über Bernkastel verfasst.

"Du kleine Stadt am Silberstrand, im schönen grünen Moselland, die du zur zweiten Heimat mir geworden in des Krieg's Gewirr, wie miss ich hier dein lieblich Bild! Sehnsucht nach dir mich stets erfüllt." So beginnt die erste Strophe des Gedichts "Bernkastel". Käme darin nicht der Begriff "Krieg" vor, könnte seine Entstehung in die heutige Zeit datiert werden. Doch es entstand am 4. Juli 1949, also vor fast genau 56 Jahren. Geschrieben hat es Marianne Frank, die damals noch Marianne Braun hieß. Die Liebeserklärung an "Bernkastel" hat natürlich ihren Grund. Marianne Frank wurde zwar in Duisburg geboren, doch ihre Eltern stammen aus Monzelfeld. Im Krieg, als die Familie ausgebombt war, floh sie erst nach Monzelfeld zu den Großeltern und fand dann eine Wohnung in der Graacher Straße in Bernkastel. Ende August 1945 zog sie wieder nach Duisburg. Marianne machte Abitur, besuchte die Handelsschule, arbeitete als Kontoristin, Buchhalterin und Sekretärin, heiratete und bekam zwei Kinder. Was sie andauernd begleitete, war das Heimweh nach Monzelfeld und der Mosel. Gleich nach dem Krieg "schmuggelte" sie sich dorthin, obwohl das damals wegen der Aufteilung Deutschlands in verschiedene Zonen mit Gefahren verbunden war. Einmal im Jahr kommt Marianne Frank nach Monzelfeld und verbringt dort meistens zwei Wochen. Sie besucht Verwandte (Cousins und Cousinen) und Freunde. In diesem Jahr kamen noch ehemalige Mitschülerinnen dazu, die sie während des Kriegs an der Oberschule für Mädchen in Trier kennen gelernt hatte. "Hier ist meine zweite Heimat", sagt sie. Schließlich gehört ihr in Monzelfeld sogar noch ein Acker. Immer dabei hat sie den Text des Lieds "Bernkastel-Kues - Die Heimat des Doctorweins", das Franz Lucas komponiert hat. Marianne Frank hat die Blätter im Krieg für eine Reichsmark gekauft. Die Frau hat noch mehr Besonderheiten. Sie beherrscht die künstliche Welthilfssprache Esperanto und hat Esperanto-Kongresse im In- und Ausland besucht. Die 78-Jährige wird der Region treu bleiben, so lange die Gesundheit mitmacht. Denn wie heißt es am Schluss des Gedichts "Bernkastel": "Gott segne dich, mein Moselland!"

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