725 Jahre Stadtgeschichte in knapp einer Stunde - Unterhaltsame Jubiläumsfeier in Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues · In einem Festakt haben die Bernkastel-Kueser sich und vielen Gästen die Historie der Stadt und des Spitzhäuschens in Erinnerung gerufen. Auf dem Marktplatz lag ein roter Teppich, über den wichtige Personen schritten. Ein Thema war die berühmte Doctor-Sage.

725 Jahre Stadtgeschichte in knapp einer Stunde - Unterhaltsame Jubiläumsfeier in Bernkastel-Kues
Foto: Klaus Kimmling
725 Jahre Stadtgeschichte in knapp einer Stunde - Unterhaltsame Jubiläumsfeier in Bernkastel-Kues
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725 Jahre Stadtgeschichte in knapp einer Stunde - Unterhaltsame Jubiläumsfeier in Bernkastel-Kues
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Es gibt keine Aufzeichnung darüber, wie am 29. Mai 1291 das Wetter in Bernkastel-Kues war. Auf den Tag genau 725 später ist es dort anfangs stark bewölkt bei angenehmen Temperaturen. Um die Mittagszeit lugt sogar die Sonne hervor. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich schreiten sogar ein Kardinal und mehrere Kurfürsten über den roten Teppich, der auf dem Marktplatz liegt.

In Wirklichkeit handelt es um Mitglieder des Bernkastel-Kueser Stadtrates. In einer kleinen Modenschau präsentieren sie Kostüme aus den wichtigsten Epochen, die der Gründung der Stadt Bernkastel, damals noch ohne Kues, am 29. Mai 1291 folgten. Und dazu zählen das rote Ornat von Kardinal Nikolaus Cusanus (1401-1464), dargestellt von Marc Spaniol, und die herrschaftlichen Gewänder der Kurfürsten, unter ihnen Boemund II., den natürlich Stadtbürgermeister Port mimte.Der Kurfürst lag 1356 schwer krank auf der Burg Landshut. Und er wurde, was Wunder an der Mosel, durch Wein geheilt. Seither heißt der Wein aus dieser Lage "Doctor". Jürgen Servatius erzählt diese Sage im vornehmen Doktorkittel den Zuhörern beim Festakt. Und weil diese Art von Medizin beliebt ist, gibt es mit Jürgen Kettern sogar noch einen zweiten "Doctor".

Der kurzweilige Ritt durch die Stadtgeschichte, begleitet von der Musikervereinigung der Stadt, der Bernkasteler Bürgerwehr und der Landshuter Ritterschaft, dauert nicht einmal eine Stunde. Schließlich locken auch andere Genüsse. Konditormeister Norbert Hansen und seine Tochter Wencke, ihres Zeichens Konditormeisterin, haben eine Torte hergestellt. In ihr vereinigen sich die beiden Jubiläen: 725 Jahre Stadtrechte und 600 Jahre Spitzhäuschen.

Das schmale Haus am Marktplatz ist ein Muss für jeden der 1,5 Millionen Gäste pro Jahr. Es steht am Vortag des Festaktes im Mittelpunkt - mit einer Ausstellung und einer Illumination. Norbert Hansen zählt die Zutaten der Jubiläumstorte auf: "Fünf Kilo Butter, etwa 50 Eier, drei Kilo Puderzucker, drei Kilo Mehl und zwei Kilo Marzipan." Etwa sechs Stunden hätten er und seine Tochter dafür gebraucht. Und es bedarf schon einiger Kraft, sie aus der Backstube des am Marktplatz gelegenen Cafés an die Bühne zu transportieren. Für 2,50 Euro werden die Stücke verkauft. Der Erlös geht an die Rosenbergschule und an die Burg-Landshut-Schule. Reißenden Absatz finden auch die Sonderbriefmarken: 5000 mit dem Motiv des Marktplatzes, als Symbol der Stadt, und 5000 mit dem Spitzhäuschen. Was wäre eine solche Feier ohne Festrede? 13 Minuten nimmt sich Stadtbürgermeister Port Zeit, um die 725 Jahre in bekannt launiger Manier zu streifen. "Die Geschichte Amerikas wäre in drei Minuten abgehandelt", sagt er. Und: "Es gibt in Deutschland nur fünf Städtewappen mit einem Bären. Berlin, Bernkastel-Kues - und drei weitere, unbedeutende Städte." "Ja, so war das im Jahr 1291. Schade, dass sich die Zeiten geändert haben und wir nicht mehr die gleichen Rechte besitzen. Wir müssten dann keine Abgaben, sprich Steuern entrichten", greift er eines seiner Lieblingsthemen auf. Für viele auswärtige Besucher ist das Fest Schlusspunkt ihres Aufenthaltes am langen Fronleichnamswochenende. "Wir kommen immer wieder gerne hierher", sagt Reinhard Wierschem aus Köln. Weil in Bernkastel-Kues auch noch das Burgstraßenfest gefeiert wird, ist auch musikalisch einiges geboten. Dass es bei den Festen Wein gibt, versteht sich von selbst. Und der verkaufsoffene Sonntag, der unmittelbar nach Ende des Festaktes beginnt, rundet das Angebot noch ab.

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