…und dann dreht der Wind

BERGWEILER. Es stinke zum Himmel, beschwerten sich Bürger aus Bergweiler, als sie jüngst die ersten Sonnenstrahlen draußen genießen wollten. Mit den Gülle fahrenden Landwirten waren die Schuldigen schnell ausgemacht. Die Bauern fühlen sich zu unrecht an den Pranger gestellt: Ihre Lager sind voll, denn im Winter dürfen sie keine Gülle ausbringen.

"Ich habe nichts gegen das Ausbringen von Gülle, aber ich verlange mehr Rücksicht von den Bauern. Es muss ja nicht gerade an einem schönen Tag sein, wo alle sich gerne an der frischen Luft aufhalten wollen." Nicht nur ihn habe der Gestank fürchterlich aufgeregt, berichtet Paul Klas aus Bergweiler dem Volksfreund . Auch Nachbarn aus der Brühl- und der Bergstraße hätten sich bei ihm über den Güllegeruch im ganzen Dorf beklagt. Wäsche, die schon auf der Leine gehangen habe, so Klas, hätte wieder reingeholt werden müssen. Türen und Fenster hätte man wegen der üblen Gerüche nicht öffnen können. Ist dieser Gestank nun ein notwendiges Übel, ist er vermeidbar oder gar ein verbotener Akt? Der TV wollte es genau wissen und vermittelte einen Ortstermin mit Paul Klas, dem Landwirt Josef Hayer und dem Kreisbauern-Vorsitzenden Manfred Zelder. Zelder, der einen Hof in Wittlich bewirtschaftet, macht auf die Zwänge aufmerksam, denen die Bauern ausgesetzt sind. "Es gibt eine Sperrfrist vom 15. November bis 15. Januar und sobald das Gras herausschießt, sollte man nicht mehr ausfahren." Auch bei Frost und Regen könne man keine Gülle fahren, zudem nicht am Wochenende. Zelder: "Es gibt nur eine kurze Ausfahrspanne von rund 40 Tagen und nach dem langen Winter sind die Güllelager voll, auch wenn der Tierbestand insgesamt in den vergangenen Jahren stark abgenommen hat." Beiden Großlandwirten aus Bergweiler - neben Hayer ist dies Hubert Heinz - bescheinigt Manfred Zelder eine seriöse Arbeit. Wie schnell man zum Buhmann werden kann, schildert er aus eigener Erfahrung: Im Februar habe er einen Lohnunternehmer aus Prüm mit dem Ausbringen von Gülle beauftragt. Der zunächst günstige Ostwind habe unerwartet gedreht "und schon wurde alles Richtung Stadt geweht". Beschwert habe sich aber niemand. Ungünstige Windverhältnisse waren wohl auch der Grund für den Gestank in Bergweiler. Dazu Josef Hayer: "Ich habe 16 000 Liter auf einer 1,3 Hektar großen Fläche ausgebracht, was sehr dünn aufgetragen ist. Pech war nur, dass wir Ostwind hatten." Paul Klas kann nicht nachvollziehen, warum eine so lange Sperrfrist im Winter nötig ist. Schließlich gebe es trübe Tage genug, um Jauche zu fahren. "Wir werden eine noch größere Konzentration im Frühjahr bekommen", prophezeit der Kreisbauernchef; an der Sperrfrist habe sich sein Berufsstand "die Zähne ausgebissen". Dennoch gebe es mittlerweile moderne Techniken, um den Güllegestank zu minimieren. So etwa der Gülle-Injektor, der die Düngerbrühe auf dem Acker sofort in den von einem "Grubber" gefurchten Boden pumpt. Auch bei Landwirt Hayer und seinem Sohn liegt die Gülle nicht lange auf dem Acker: "Einer fährt raus, der andere arbeitet gleich danach die Gülle ein." Der Landwirtschaft sei an einem guten Verhältnis zu den Bürgern gelegen, unterstreicht Zelder. Deshalb will er sich in den nächsten Wochen mit seinen Kollegen in Bergweiler zusammensetzen und über das Thema Gülleausbringung sprechen.

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