Abschied nach "roter Karte" vom Arzt

MÜLHEIM. In 16 Jahren hat Alfred Reimer der Grundschule Mülheim seinen Stempel aufgedrückt, der im Wesentlichen für gegenseitige Achtung und humanistische Wertvorstellungen steht.

Das 40. Dienstjubiläum hat Alfred Reimer nur um Wochen verfehlt. Doch dafür hat ihn das Kollegium der Grundschule Mülheim mit einem "aufrichtigem Danke" und jeder Menge Lob in den Ruhestand verabschiedet. Womit die Kollegen mitsamt kommunalen wie kirchlichen Vertretern ihren langjährigen Rektor ein wenig über den krankheitsbedingten vorzeitigen Ruhestand hinweg trösten. Und das gerade rechtzeitig vor seinem 64. Geburtstag, den er heute, 22. November, feiert."Kinder müssen sich wohl fühlen, um zu lernen"

Regierungsschuldirektor Gotthard Schölzel hob in seiner Ansprache die "positive Berufseinstellung" des Ruheständlers hervor. Er habe etliche Zusatzfunktionen übernommen und sich unter anderem als Mentor und Verbindungslehrer engagiert. Hinzu komme sein Einsatz in Pfarrverwaltungsrat und Gemeinderat sowie als Fußballtrainer und Sänger. "Ihr beruflicher Werdegang bewegte sich sehr eng in ihrer moselländischen Heimat", stellte Schölzel fest. Geboren in Wintrich und seit 40 Jahren wohnhaft in Brauneberg, sei er "ein Kind dieser Gegend". Seine erste Stelle hatte Reimer in Kröv angetreten. Laut Schölzel mit 53 Kindern im ersten Schuljahr: "Das sind Zahlen, die heute jedem den Schweiß auf die Stirn treiben würden." Danach unterrichtete Reimer 20 Jahre an der Hauptschule Neumagen-Dhron, bevor er 1989 zur Grundschule Mülheim wechselte. Verbandsgemeinde-Beigeordneter Leo Wächter hob die "hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit Reimer hervor. Er habe die Kinder zu Persönlichkeiten geformt, ihre individuellen Möglichkeiten erkannt und gefördert. An frühere gemeinsame Fahrten nach Bernkastel-Kues erinnerte Ortsbürgermeister Horst Faust. Dieser bezeichnete es als "ein gutes Zeichen", dass selbst ehemalige Schüler das Ausscheiden Reimers sehr bedauerten. Sein Brauneberger Kollege Klaus Denzer wünschte dem Ratskollegen augenzwinkernd, dass er dank der neu geteerten Straße vor seinem Haus künftig gut spazieren gehen könne. "Die Schule war ihr Leben - sie war ihre Schule", bedauerte Pfarrer Leo Ehses das vorzeitige Ausscheiden Reimers. Mit seinem evangelischen Kollegen Thomas Berke bedankte er sich für die Verdienste um die jungen Menschen. Zu den Verdiensten zählten, so Vertreter der Eltern, sein Einsatz für eine Verkehrsberuhigung in der Veldenzerstraße sowie für die Renovierung der Schule. Parallel dazu habe er in einer Atmosphäre gegenseitiger Achtung humane Wertvorstellungen vermittelt, so Reimers derzeitige Vertretung Marlene Steinmetz. Dass ihm der Abschied nicht leicht fällt, ließ der Rektor a.D. mit den Worten durchblicken: "Ich hätte es ja gerne weiter gemacht, wenn mir der Arzt nicht die rote Karte gezeigt hätte." Seine Leitlinie sei immer die Lern- und Lebensstätte Grundschule gewesen. Denn, so sagte Reimer: "Nur dort, wo sich Kinder wohl fühlen, ist auch der Boden bereitet zum guten Lernen." Wie Recht er damit hat, stellten seine ehemaligen Schüler gleich selbst unter Beweis. Und zwar mit einem vielseitigen und professionell aufgeführten Programm. Dieses bot neben Gesang, Tanz und Flötenstücken auch Theater- und Musical-Kostproben sowie eine Aufführung, die Viertklässler in englischer Sprache einstudiert hatten.

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