Abschied oder gutes Ende?

BERNKASTEL-KUES. Erwartungsvoll stiegen vor knapp drei Jahren Städte und Gemeinden in das vom Land entwickelte "Touristische Kommunikationsnetzwerk" ein. Doch mit der langwierigen Einführungsphase kam die Ernüchterung. Bei der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues gibt es Überlegungen, wieder auszusteigen.

 Aad Dijkshoorn und Biet Verhagen aus den Niederlanden möchten schon jetzt ihre Zimmer für das Weinfest buchen. Per TKN kann Monika Schuck schnell das Passende buchen.Foto: Ursula Schmieder

Aad Dijkshoorn und Biet Verhagen aus den Niederlanden möchten schon jetzt ihre Zimmer für das Weinfest buchen. Per TKN kann Monika Schuck schnell das Passende buchen.Foto: Ursula Schmieder

"Ich gehe davon aus, dass es nur noch um die Frage geht, wie können wir das am besten abwickeln." Ulf Hangerts Worten nach zu urteilen, scheinen die Tage des "Touristischen Kommunikationsnetzwerkes" (TKN) bei der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues gezählt. Man könne ja nicht auf Biegen und Brechen versuchen, an etwas festzuhalten, stellt der Bürgermeister klar. Es sei ein Punkt erreicht, an dem entschieden werden müsse, ob man weiter mache oder aufhöre. Fast drei Jahre währten die Bemühungen von Stadt und Verbandsgemeinde, das landesweit eingesetzte Internet-Reservierungssystem ans Laufen zu bringen. Jedoch mit wenig Erfolg. Zwar ist das Netzwerk - vom Land entwickelt und mit finanziert - inzwischen laut Hangert "lauffähig". Doch blieb die erwartete Akzeptanz aus: "Es wird von den touristischen Anbietern nicht angenommen." Nach Einschätzung des Bürgermeisters gibt es dafür zwei Gründe.Zum einen die von Hotels ebenso wie den privaten Zimmervermietern zu zahlende 15-prozentige Provision pro Übernachtung. Zum anderen die Vielzahl alternativer Internet-Plattformen. Den endgültigen Ausstieg würde Hangert dennoch bedauern: "Den Ansatz an sich finde ich gut." Doch die Fakten sprechen für sich. Anschaffungskosten von 25 000 Euro - dazu die erforderlichen Schulungen, Wartungen sowie Soft- und Hardware-Pflege.Nur vier Buchungen in den starken Monaten

Und nicht zuletzt die langwierige Einführungsphase, die Wolfgang Port schlichtweg als eine "Katastrophe" bezeichnet. "Wenn man ein neues Netzwerk aufbauen will und braucht dafür drei Jahre", sind das nach Ansicht des Stadtbürgermeisters keine guten Voraussetzungen. Hinzu kommt die zögerliche Annahme. Nur vier Buchungen seien in den starken Monaten September/Oktober über TKN erfolgt.Daher hat Port so seine Zweifel, ob die Stadt zu einer erneuten Übernahme des Stützpunktes im Mosel-Gästezentrum bereit wäre, den sie erst im vorigen Sommer an die Verbandsgemeinde als Betreiber abgetreten hatte. Port vermutet, ein Ausstieg der VG bei TKN könne "ein Signal" sein.Währenddessen wollen die Nachbargemeinden die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass es irgendwie weitergeht. "Das System funktioniert", stellt Claus Dürrmann, Verkehrsamtsleiter in Neumagen-Dhron fest. Allerdings sei die Beteiligung der Leistungsträger - in 2002 hatten 14 Betriebe mitgemacht - nicht so groß. Das müsse mehr werden, auch wenn er die Gründe dafür, wie Provision und großer Pflegeaufwand, gut verstehen kann.Aus Sicht der Tourist-Information stellt Dürrmann fest: "Das System ist natürlich sehr aufwändig." Als Beispiel nennt er die Provisionsabrechnung. Doch es erlaube ein schnelles Bedienen der Gäste. Sein Traben-Trarbacher Kollege sieht das ähnlich. "Wir sind eigentlich über den Berg", zieht Klaus Bürkle Bilanz. Wenn ein System eingeführt werde, sei es immer mit wahnsinnig viel Kinderkrankheiten behaftet. Daher hätte er einem bereits bewährten System den Vorzug gegeben. So gebe es beispielsweise ein gutes Hotelreservierungssystem, bei dem keine 15, sondern nur zehn Prozent an Provision anfielen.Immerhin müssten manche Privatanbieter die zusätzlich anfallende Mehrwertsteuer ja selbst tragen. Dennoch: Wenn die Tourist-Information umzieht, geht TKN mit. "Ich hoffe, dass es noch zu einem guten Ende gebracht werden kann", meint Bürkle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort