Abschied von liebgewonnenen Strukturen

Auch ohne Wahlen stehen 2010 viele Entscheidungen an, die wichtig für die Entwicklung des Landkreises Bernkastel-Wittlich sind. Handlungsbedarf besteht bei Schulen, bei der kommunalen Selbstverwaltung oder im kulturellen Bereich. Der TV wirft einen Blick voraus.

Wittlich/Bernkastel-Kues. Von wegen Ruhepause. Wer glaubt, dass 2009 das Jahr der großen Entscheidungen war, der wird ab Neujahr eines Besseren belehrt werden. Zwar werden 2010 keine Bürgermeister und keine kommunalen Parlamente gewählt, doch wird der Landkreis Bernkastel-Wittlich in 365 Tagen ein anderer sein. Denn die 2009 vom Bürger gewählten Kommunalpolitiker und Hauptverwaltungsbeamten müssen 2010 gleich mehrere Reformen klug begleiten und lenken.

Derzeit eher immer noch Thema in kommunalpolitisch interessierten Zirkeln ist die Kommunalreform. Die normalen Bürger bewegt sie bisher wenig. Denn es geht vor allem um Verbandsgemeinden, und das sind für viele abstrakteGebilde, die kaum Emotionen hervorrufen. Erst dann, wenn aufgrund von Zusammenschlüssen zweier Verbandsgemeinden oder Anschlüssen einzelner Orte an andere Verbandsgemeinden sich die Wege für eher seltene Behördengänge ändern oder plötzlich neue Autokennzeichen aufgrund einer anderen Kreiszugehörigkeit nötig werden, wird es interessant. Im kommenden Jahr werden sicher die ersten Veränderungen eingetütet. Denn bis 2013 belohnt das Land Kommunen, die sich freiwillig zusammenschließen, mit Geld. Ab 2013 gibt es Zwangsehen - ohne finanzielle Wohltaten. Deshalb wird die Brautschau der Orte und Verbandsgemeinden in den kommenden Monaten so richtig in Gang kommen. Dabei zeichnen sich unterschiedliche Entwicklungen ab. In den Verbandsgemeinden Thalfang und Neumagen-Dhron ist der Wille zur Veränderung erkennbar. Die Kröv-Bausendorfer sind alles andere als bereit, sich neu zu orientieren. Bestrebungen innerhalb der VG Manderscheid deuten darauf, dass es auch dort Veränderungen gibt.

Viele Fragen gilt es noch zu klären



Geräuschlos geht unterdessen die Annäherung der Stadt Wittlich und der VG Wittlich-Land vonstatten. Lange Zeit scheuten die Wittlicher eine Zusammenarbeit so sehr, dass sie ihr neues Rathaus noch nicht einmal in der Nachbarschaft zur VG-Verwaltung Wittlich-Land errichten wollten. Nun wird doch in der Oberstadt gebaut, und es gibt Überlegungen, wie die räumliche Nähe sich auch in einem gemeinsamen Angebot für die Bürger niederschlagen kann. So schnell ändern sich die Zeiten.

So wie bei der kommunalen wird es auch bei Struktur der Schulen 2010 so richtig losgehen. Die Querelen um das Peter-Wust-Gymnasium waren nur ein Vorgeschmack. Denn die wahren Knackpunkte einer zukunftsfähigen Schulstruktur sind bislang ausgeklammert worden - wohl auch, weil sie für Unmut in einigen Regionen des Kreises sorgen werden. Im Bildungsbereich müssen bis 2013 - dann wird die neue Schulstruktur verbindlich - viele Hausaufgaben erledigt sein. Was wird aus der Kurfürst-Balduin-Realschule Wittlich, gibt es eine Integrierte Gesamtschule Wittlich oder eine in Salmtal, was wird aus der Dualen Oberschule Wittlich, welche Zukunft haben die Schulen in Thalfang, Neumagen-Dhron und Manderscheid? Auf all diese Fragen gibt es bisher keine Antwort.

Spätestens mit den Anmeldungen für das neue Schuljahr im Spätwinter wird sich die Frage stellen, wo denn all die Gymnasiasten in Wittlich untergebracht werden sollen. Es wird spannend sein, wie die Kreisverwaltung reagiert, wenn Schülern der Gang in das eine Gymnasium verwehrt wird, da es nur noch im anderen Kapazitäten gibt.

Was aus den Eifeler Kulturtagen wird, wird im Jahr 2010 entschieden. Denn der Zuchauererfolg der Veranstaltungsreihe ist da. Allein fehlt es am finanziellen Unterbau für das Festival, das mit überraschendem Programm 2009 für einen Kontrapunkt zu Mosel-Musikfestival und Eifel-Literaturfestival gesorgt hat.

Wie es bei der B 50 neu - der größten Baustelle im Landkreis - weitergeht, ist derweil klar. Nach Jahren des Streits vor Gerichten, nach langen Debatten und wütendem Widerstand gehen die Bauarbeiten voran. Dass es relativ ruhig ist, hat wohl auch damit zu tun, dass die Arbeiten am Hochmoselübergang noch nicht so recht begonnen haben. Zwar wird dies- und jenseits der Mosel an mehreren Stellen gebaut. Der Protest wird an Stärke wieder zunehmen, wenn es an den Bau der Brücke über die Mosel geht.

Da nützt es nichts, dass alle Argumente für oder gegen die Brücke mehrfach ausgetauscht worden sind. Denn die Brücke, die Eifel und Mosel verbindet, spaltet nach wie vor. Vorherzusagen, ob sich das nach der Fertigstellung der B 50 neu ändert, wäre dann aber wirklich nichts anderes mehrals Hellseherei.

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