Äpfel fallen nicht weit vom Stamm

VELDENZ. Dieter Sonne investiert Leidenschaft in seine Arbeit. Das gilt besonders für seine Tätigkeit als Brenner von ganz besonderen Destillaten. Die Zahl seiner Edelbrände nimmt ständig zu.

"Ich brauche die Abwechslung", sagt Dieter Sonne. Nun ja, wer nach einem anstrengenden Arbeitstag die Lust nach Abwechslung verspürt, steigt aufs Fahrrad, schlüpft in die Laufschuhe, arbeitet im Garten oder tut etwas für Körper und/oder Geist. Bei Dieter Sonne ist das anders. Er hat gleich mehrere Berufe. Wenn er darüber berichtet, kommt das so rüber, als sei auch der Beruf für ihn Hobby - und vor allem Leidenschaft. Der 42-Jährige ist Steinmetz (er stellt vor allem Grabmale her), Restaurator (Spezialgebiet Kirchentreppen, Sandstein), Winzer und Brenner. Ganz so schlimm wie sich dieses Leistungsverzeichnis liest, ist sein Aufwand aber nicht. Als Brenner ist der Winter seine Hauptarbeitszeit. Und in dieser Zeit hat er wegen der Witterung als Steinmetz und Restaurator sowieso weniger zu tun. "Das Steinmetz-Geschäft lässt sowieso nach", erzählt er. Immer mehr Urnenbestattungen und anonyme Beisetzungen führen zu diesem Rückgang. Und so passt es ganz gut, dass er als Brenner sehr erfolgreich ist und seine Erzeugnisse für gutes Geld Abnehmer finden. Bei der weltgrößten Prämierung von Obstbränden, die in Offenburg (Baden) stattfand, hat er gerade wieder kräftig abgeräumt. 17 edle Destillate hat er angestellt, alle 17 sind prämiert worden: acht Mal Gold, sechs Mal Silber, drei Mal Bronze. Damit gehört er im Verband der Rheinischen und Saarländischen Klein- und Obstbrenner, der dem Verband Badischer Klein- und Obstbrenner angehört, zu den besten Fünf im Jahr 2006. Diese 17 Obstwässer stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus Sonnes Angebot dar. Einschließlich der Liköre kommt er auf etwa 75 Sorten. Die Besonderheit: Sonne stellt auch Raritäten her: Mispelbrand, Holunderbrand, Speierlingbrand und Vogelbeerbrand zum Beispiel. Derzeit warten Preiselbeeren auf ihren Brand. Natürlich brennt er auch das gängige Obst (Apfel, Birne, Mirabelle, Traubentrester etc.). Große Mengen gewinnt Sonne allerdings nicht. Mehr als 300 Liter reiner Alkohol kommen dabei nicht heraus. Viele der Grundstoffe baut er selbst auf Streuobstweisen an, seltenere besorgt er sich bei der Lehr- und Versuchsanstalt. Darüber hinaus betätigt sich Sonne noch als Lohnbrenner für andere Winzer und Obstanbauer. Wie kam es überhaupt zu der ungewöhnlichen Berufs-Kombination? "Ursprünglich wollte ich Koch werden", sagt Sonne. Weil er damals aber Fußball spielte, wurde daraus nichts. Also ließ er sich zum Steinmetz und Steinbildhauer ausbilden und legte auch die Meisterprüfung ab. Zusammen mit dem Sohn zur Meisterschule

Ziemlich zeitgleich gründete er dann den Steinmetzbetrieb und übernahm den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern, zu dem auch die Brennerei gehörte. Und damit war die Abwechslung vorhanden. Das Wissen über das Brennen eignete er sich in Kursen an. Sonne ist die erste staatliche geprüfte Fachkraft im Brennereiwesen in Rheinland-Pfalz. Und Winzer ist er ja auch noch. Die Trauben liefert er bisher an die Moselland eG. Doch auch in diesem Bereich hat er so viel Spaß gefunden, dass er noch Weinberge hinzu gekauft hat und auch selbst Wein produzieren will, um ihn mit den Brennereierzeugnissen zu vermarkten. Bei Sonne und seiner Frau Helga passt übrigens der Spruch "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" haargenau. Der älteste Sohn, Jan, arbeitet in Wuppertal in einer großen Brennerei und zeigt seine Kunst zudem in einer Schaubrennerei in einem Freilichtmuseum. Der 15-jährige Sebastian spielt mit dem Gedanken, Steinmetz zu werden. Und die 13-jährige Carina scheint nicht abgeneigt, Sommelière (Weinkellnerin) zu werden. Vater Dieter und Sohn Jan planen eine Besonderheit. Sie wollen gemeinsam die Meisterschule für Brenner besuchen.

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