Alle Experten unter einem Dach

WITTLICH. Bisher gab es für Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche mit komplexen Entwicklungsstörungen und Behinderungen zwei Außenstellen der "Kinderfrühförderung und Elternberatung", eine in Wittlich und eine in Bernkastel-Kues. Anfang des Jahres wurden beide Stellen in Wittlich zusammengelegt. Inzwischen ist Leben in die neuen Räumlichkeiten in der Beethovenstraße gezogen.

 Spielerisch trainieren die Kinder in den Bereichen, in denen sie noch Hilfe und Förderung brauchen.Foto: Nora John

Spielerisch trainieren die Kinder in den Bereichen, in denen sie noch Hilfe und Förderung brauchen.Foto: Nora John

In einem Zimmer sitzt ein Kind mit der Psychologin an einem Tisch und malt im Rahmen eines entwicklungspsychologischen Tests. In der Turnhalle im Keller, rollert ein Junge auf einem Brett hin und her, ein Mädchen übt die korrekte Aussprache von Buchstaben und ein weiteres Kind krabbelt durch einen Stofftunnel. Allen gemeinsam ist, dass sie komplexe Entwicklungsstörungen haben, die es mit Hilfe der geeigneten Therapie und Fördermaßnahmen aufzuholen gilt.Kinderärzte, Psychologen, Heil- und Sonderpädagogen, Logopäden und Ergotherapeuten kümmern sich gemeinsam um die Kinder. "Die Kinder werden gemäß ihrer Entwicklungsstörungen und Behinderungen rundum versorgt", schildert die Leiterin der Kinderfrühförderung in Wittlich, Marianne Zillhart, die Vorteile der interdisziplinären und ganzheitlich ausgerichteten Zusammenarbeit.Vorteil: Beratung und kombinierte Termine

Jedes Kind werde zunächst vom Kinderarzt gründlich untersucht. Dieser Termin finde in Trier bei der Zentrale der Frühförderung statt, erklärt Marianne Zillhart. Im Bedarfsfall schließt sich eine psychologische Diagnostik an. Im Team werde hinterher gemeinsam die geeignete Therapie und eine eventuelle Beratung der Eltern diskutiert und die Ergebnisse in einem Hilfeplan zusammengefasst.Genau da liege auch der große Vorteil bei der Kinderfrühförderung, sind sich alle Mitarbeiter einig. Wenn mehrere Stellen aufgesucht werden müssten, ginge häufig wertvolle Zeit verloren. In Wittlich könne man auch kombinierte Termine vergeben und so den Zeitaufwand für die Eltern verringern. So könnten beispielsweise die Eltern oder Erziehungsberechtigten psychologisch beraten werden und das Kind währenddessen oder direkt im Anschluss daran ergotherapeutisch behandelt werden. Doch müssten die Behandlungsarten auch begrenzt werden. "Sonst wird das Kind überfordert." Obwohl bei manchen Patienten alles notwendig sei, setze man Prioritäten. Nach einem halben Jahr werde eine weitere Kontrolluntersuchung beim Kinderarzt durchgeführt, nach der die Behandlung möglicherweise mit anderen Schwerpunkten fortgesetzt wird. "Wir haben die Möglichkeit zur Langzeitbetreuung", erzählen die Mitarbeiter. Dies sei in vielen Fällen auch notwendig. Denn so unterschiedlich die Ansätze zur Therapie sind, so unterschiedlich sind auch die Beeinträchtigungen oder Behinderungen der Kinder. Frühgeborene mit problematischem Entwicklungsverlauf, Kinder mit Gangstörungen, Krampfanfällen, geistigen Behinderungen, Sprachentwicklungstörungen oder Schwierigkeiten im sozialen oder emotionalen Verhalten können bei der Kinderfrühförderung behandelt werden. Auch die Untersuchung von potentiellen Adoptiv- und Pflegekindern oder Patienten mit Psychoneurosen, Ängsten oder Essstörungen haben hier eine Anlaufstelle.Mehr Platz, aber weitere Anfahrtswege

Die Angebote sind für die Eltern in der Regel kostenfrei. Die ärztlichen Maßnahmen Logopädie, Krankengymnastik und Ergotherapie werden von den Krankenkassen finanziert. Pädagogisch-psychologische und soziale Maßnahmen fallen in die Zuständigkeit der Bundessozialhilfe beziehungsweise des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Nach Antragstellung und entsprechendem Bescheid werden die Kosten übernommen.Die Mitarbeiter in der neuen Stelle der Wittlicher Kinderfrühförderung sehen ihren Umzug sowie die Zusammenlegung überwiegend positiv. Dadurch und durch die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter, die bisher auf zwei Stellen verteilt waren, könne eine noch flexiblere und bessere Versorgung der Patienten gewährleistet werden, meinen die Mitglieder des Teams. Außerdem freuen sich alle über die freundlichen hellen Räume und das große Platzangebot. Andererseits sehen sie auch Nachteile für die Eltern im ehemaligen Einzugsbereich der Bernkasteler Außenstelle, die jetzt einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen müssen.Die telefonische Erreichbarkeit ist gegeben montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 17 Uhr unter Telefon 06571/95440 oder Fax 06571/954420.

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