"Alle Fakten müssen nun auf den Tisch"

Strohn · Der Verkauf eines Grundstücks vor fünf Jahren, das wichtig war für den Lavaabbau, sorgt weiter für Gesprächsstoff in und um Strohn. Der amtierende Gemeinderat war nach eigenem Bekunden "erschrocken angesichts der Vorgänge und der Vorgehensweise".

Strohn. "Der Artikel ist ganz schön eingeschlagen im Dorf", berichtet Heinz Martin. Er ist der erste Beigeordnete der 500-Einwohner-Gemeinde Strohn, Vulkaneifel, und bezieht sich auf eine Veröffentlichung im Trierischen Volksfreund. Darin wurde über ein Grundstück berichtet, das sich die Gemeinde vor einigen Jahren gesichert hat.
Was zwischenzeitlich die Kommunalaufsicht des Kreises Vulkaneifel moniert hat: Ihrer Auffassung nach war die Übergabe einer Parzelle als Schenkung deklariert worden, obwohl Geld geflossen ist. Das wertete die Aufsichtsbehörde als "Scheingeschäft".
Auslöser war, dass Elvira Willems, die aus Strohn stammt, aber seit einiger Zeit in Norddeutschland lebt, die Kommunalaufsicht eingeschaltet hatte, um die Vorgänge um das Grundstück zu prüfen.
Für Martin, der momentan Ortsbürgermeister Helmut Schäfer vertritt, war die Veröffentlichung keine Überraschung. "Wir waren ja darüber informiert, dass die Kommunalaufsicht aktiv geworden ist", sagt der Unternehmer. Aber: "Als der Gemeinderat zum ersten Mal damit konfrontiert wurde, waren wir wirklich erschrocken angesichts der Vorgänge und der Vorgehensweise." Auch wenn das Ergebnis der Aufsichtsbehörde momentan wohl dem Dorffrieden nicht dienlich sei: "Es nutzt aber alles nichts, nun müssen alle Fakten auf den Tisch."
Zu Details will sich Martin aber nicht äußern: "Es ist nun an der Staatsanwaltschaft, die Vorgänge zu prüfen." Die Trierer Behörde prüft derzeit nach eigener Aussage, ob ein Ermittlungsverfahren einzuleiten wird.
Der Beigeordnete musste als politischer Neuling nach der Kommunalwahl im Mai gleich ins kalte Wasser springen. Da Helmut Schäfer es beim ersten Anlauf nicht geschafft hatte, Ortsbürgermeister zu werden, führte Martin die Amtsgeschäfte für gut ein halbes Jahr. "Der Einstieg war sicher nicht ganz einfach", sagt er, aber nicht nur für ihn, denn im neuen Rat sitzen viele Neulinge. "Aber wir sind von der Verbandsgemeindeverwaltung Daun gut unterstützt worden, und ich denke, wir haben bislang ordentliche Arbeit abgeliefert".
Weichen frühzeitig stellen


Warum hat er beschlossen, sich in seinem Wohnort zu engagieren? "Als es um die Deponiepläne ging, hat es mich gestört, dass es aus meiner Sicht einfach an den Bürgern vorbei durchgeboxt werden sollte", sagt Martin. "Aber ich habe mir gesagt: Kritisieren ist einfach, wer aber etwas ändern will, muss auch selber ran." Der Gemeinderat hat sich einige Ziele gesteckt. So will er erreichen, dass "wir in Strohn lernen, mit weniger Geld auszukommen."
Der Ort ist mit 450 000 Euro Einnahmen (inklusive der Pachtzahlungen des Grubenbetreibers) finanziell gut ausgestattet, aber "400 000 davon werden ausgegeben."
2026 läuft der Vertrag mit der Firma Scherer aus, wenn es dabei bleibt, fällt der Bruchzins als Einnahmequelle weg. "Das scheint zwar noch ziemlich lang hin, aber wir wollen die Weichen so früh wie möglich stellen, um vorbereitet zu sein, wenn wir deutlich weniger Geld zur Verfügung haben werden."
Der Rat wurde bei der Kommunalwahl praktisch "runderneuert", nur noch zwei der früheren Mitglieder sind dabei, die Deponiegegner sind die stärkste Kraft im Gremium. Im Kampf gegen die Deponie hatten sie stets auf Bürgerbeteiligung gepocht, was nun der Rat praktizieren will: "Wir sprechen mit den Bürgern, wenn es um bestimmte Projekte geht, denn ist ja auch ihr Geld, über das entschieden wird." sts

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