Alle Sinne beim Lernen einbeziehen

Vier Millionen Deutsche leiden an einer Lese- und Schreibschwäche, der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie schätzt, dass in Deutschland vier Prozent der Schüler davon betroffen sind. In der Schule werden die Kinder oft gehänselt, sie gelten als dumm oder faul. Bereits seit 13 Jahren wird in Traben-Trarbach mit den "Legasthenie- und Dyskalkulie-Tagen" versucht, in den Sommerferien mit Intensivkursen diesen Kindern und Jugendlichen zu helfen. Am Wochenende ging der diesjährige Intensivkurs zu Ende.

 14 Tage lang beschäftigt sich Anke Uttendörfer (Mitte) jedes Jahr während der Sommerferien mit lese- und schreibschwachen Kindern. Foto: Dieter Junker

14 Tage lang beschäftigt sich Anke Uttendörfer (Mitte) jedes Jahr während der Sommerferien mit lese- und schreibschwachen Kindern. Foto: Dieter Junker

Traben-Trarbach. (dju) "Hier erhalten viele der Betroffenen erstmals Erfolgserlebnisse, und sie lernen, wie sie mit ihren Schwierigkeiten beim Lesen, Rechnen oder Schreiben umgehen können", betont Anke Uttendörfer. Seit vielen Jahren leitet die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin vom Zentrum für lebenslanges Lernen in Wolf diese Intensivkurse. "In der Schule haben sie oft sehr schlechte Erfahrungen gemacht, hier treffen sie andere Kinder, denen es ähnlich geht. Das ist für viele ein besonderes Erlebnis", schildert Anke Uttendörfer ihre Erfahrungen.Und die Traben-Trarbacher Legasthenie-Dyskalkulie-Tage stoßen dabei Jahr für Jahr auf großes Interesse. 31 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland im Alter von sechs bis 17 Jahren nahmen in diesem Jahr an dem zweiwöchigen Kurs teil, einige schon zum wiederholten Mal. "Wir haben mittlerweile richtige Fan-Clubs", freut sich Anke Uttendörfer.Vor 13 Jahren begann diese Arbeit in Traben-Trarbach. Die Kinderärztin Dr. Christel Kurig, die selbst an einer Legasthenie litt, erkannte die Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche mit einer Lese-, Rechen- oder Schreibschwäche besonders zu fördern. Dabei entstand der Kontakt zu Renate Hackethal, die den Kieler Lese-Rechtschreibaufbau entwickelte, eine der bekanntesten Therapien bei Legasthenie, der auch in Wolf zu den angewandten Lernmethoden gehört. Der Neffe von Renate Hackethal gehört heute noch zum Team bei den Intensivkursen in Traben-Trarbach. Seit 2000 ist das Zentrum für lebenslanges Lernen in Traben-Trarbach federführend für die Kurse.In überschaubaren Gruppen lernen die Kinder dabei in der Martin-Luther-King-Schule in Wolf neue Strategien kennen, mit denen sie ihre Lese- und Schreibschwäche umgehen können. Sie erhalten neue Freude am Lernen und stärken so ihr Selbstbewusstsein. Vielseitige lerntherapeutische und spielerische Methoden stehen den Mitarbeitern dabei zur Verfügung. "Wir wollen hier alle Sinne einbeziehen und vieles spielerisch vermitteln", betont Anke Uttendörfer. "Wichtig sind auch die Computer-Lernprogramme, die wir hier verwenden", so die Pädagogin.Eltern erhielten begleitend dazu Informationen über die vorhandene Lern-Software für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik, damit der in Wolf erlernte Stoff zu Hause vertieft werden kann. Daneben gab es auch eigene Elternseminare zur Legasthenie mit den Schwerpunkten familiäre Entlastung und die Stärkung elterlicher Fähigkeiten."Unsere Kurse finden jedes Jahr eine gute Resonanz", freut sich Anke Uttendörfer. Oft bedauern es die Kinder und Jugendlichen, wenn die 14 Tage wieder vorbei sind. Und das trotz Sommerferien. "Dies zeigt uns, dass den Teilnehmern die Kurse Spaß machen", so die Therapeutin. Und es ist schon klar, dass es auch im nächsten Jahr wieder die "Legasthenie- und Dyskalkulie-Tage" geben wird.

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