Alles, was müde macht!

LONGKAMP. Wer sich den Alltag früherer Generationen oder der Kindheit in Erinnerung rufen will, ist in Heinrich Venmanns landwirtschaftlichem Museum genau richtig.

 Um etliche Jährchen zurück versetzt fühlen sich Besucher von Heinrich Venmanns Museum für Traktoren und landwirtschaftliche Geräte. Hier macht sich der passionierte Sammler auf dem "Schnitzbock" nützlich. Im Hintergrund eine "Windmühle".Foto: Ursula Schmieder

Um etliche Jährchen zurück versetzt fühlen sich Besucher von Heinrich Venmanns Museum für Traktoren und landwirtschaftliche Geräte. Hier macht sich der passionierte Sammler auf dem "Schnitzbock" nützlich. Im Hintergrund eine "Windmühle".Foto: Ursula Schmieder

Was verbirgt sich wohl in einem Museum für Traktoren und landwirtschaftliche Geräte? Heinrich Venmanns, der ein solches in Longkamp privat unterhält, fasst das griffig zusammen: "Alle Geräte, mit denen die Leute sich müde gemacht haben." Folglich zeigt er auf einer Fläche von gut 400 Quadratmetern weit mehr als Traktoren, Ackerwagen und Zuggeschirre. So demonstriert der Longkamper Neubürger vom Niederrhein inmitten von Sensen, Heuwendern, Hacken, Pflügen und Sämaschinen Besuchern die Funktion einer "Sackausstäube- oder Ausklopf-Maschine". Seit er auf einem Flohmarkt Hanfseil entdeckte, kann er sogar eine Vorrichtung zum Flechten von Stricken vorführen. Selbst mit dem "Schnitzbock", auch Holzbank genannt, kennt er sich bestens aus. "Das war praktisch der Vorgänger vom Schraubstock, da haben die alles drauf gebastelt und gemacht." Ackergerät aus Holz gefertigt

Kaum gesagt, sitzt er auch schon drauf, um einen Rechen-Stiel zu bearbeiten. Als passionierter Sammler kann er zu jedem Exponat etwas erzählen. Sei es zu Ackergeräten, die kriegsbedingt aus Holz gefertigt wurden, oder, dass es in Deutschland an die 200 Firmen gab, die landwirtschaftliche Geräte herstellten. Bei manchem Stück weiß er auch um dessen Tücken. Denn bei mechanischen Hilfsgeräten der ersten Stunde wurde Sicherheit oft klein geschrieben. So waren beim Zerkleinern von Stroh oder Rüben die Finger oft in großer Gefahr. Anderen nützlichen Helfern, wie Getreidemühlen, sei gar der Ruf voraus geeilt, durch Überhitzung ganze Höfe in Brand gesetzt zu haben. Auf sieben versetzten Ebenen drängen sich in dem, zum Museum umfunktionierten, Bauernhaus zudem hauswirtschaftliche Güter. Wie die Singer-Nähmaschine mit Holzrad, eine Zink-Badewanne oder eine Maschine zum Schneiden und Verschließen von Vorratsdosen. Selbst die Holzindustrie ist dank der Hinterlassenschaft von Hermann Jakoby mit diversen Sägen vertreten. Eigentlich müsste er dies alles auf einer Fläche von 1500 bis 2000 Quadratmetern unterbringen, bedauert Venmanns, nicht mehr Platz zu haben. Schade ist auch, dass er das Museum nur privat betreiben kann. Doch die mit einer öffentlichen Ausstellung verbundenen Auflagen waren ihm und Ehefrau Hildegard einfach zu hoch. Kostenloser Eintritt

Für interessierte Besucher birgt das jedoch den Vorteil, dass sie sich kostenlos umschauen können. Die Grundschule Longkamp war schon mehrfach zu Gast, erzählt Venmanns. Aber auch sonst schauen immer wieder Besucher herein, so erst kürzlich "Schlepper-Freunde" aus Hamburg und Rostock. Ein ausgesprochenes Lieblingsstück können die Museums-Betreiber nicht benennen. Selbst die sieben Schlepper, Baujahr 1951 bis 1960, sind ihnen gleichermaßen ans Herz gewachsen. "Das sind für uns alle Schmuckstücke", versichern die beiden, die es vor mehr als 30 Jahren nach Longkamp zog, wo sie Damwild, Enten und Ziegen hielten. Seit 15 Jahren wohnen die Rentner ständig im Ort und können sich ihrer seit 20 Jahre gehegten landwirtschaftlichen Sammelleidenschaft eingehend widmen. Besuch des Landwirtschaftlichen Museums nach telefonischer Vereinbarung: 06531/7840.

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