"Aloha-Spirit" und Kartoffeln

WITTLICH. Ein Jahr auf Hawaii - diesen Traum erfüllten die Rotarier dem Wittlicher Constantin Ruhe. "Die Völkerverständigung zu fördern, ist eines unserer Ziele", sagt Klaus Wagner, in diesem Jahr Präsident des Rotary-Clubs Mittelmosel-Wittlich.

 Weltweit arbeiten Rotary-Clubs zusammen, um Jugendlichen das Kennenlernen anderer Länder zu ermöglichen. Der Wittlicher Clemens Ruhe (links) lebte ein Jahr auf Hawaii, die Mexikanerin Loris Adam Nader (vorne) verbringt gerade ihr Austauschjahr in Wittlich bei der Familie von Elke Zepp (rechts). Hinter der Weltkarte: Clubpräsident Klaus Wagner (rechts) und Austausch-Beauftragter Rudolf Terner.Foto: Christiane Wolff

Weltweit arbeiten Rotary-Clubs zusammen, um Jugendlichen das Kennenlernen anderer Länder zu ermöglichen. Der Wittlicher Clemens Ruhe (links) lebte ein Jahr auf Hawaii, die Mexikanerin Loris Adam Nader (vorne) verbringt gerade ihr Austauschjahr in Wittlich bei der Familie von Elke Zepp (rechts). Hinter der Weltkarte: Clubpräsident Klaus Wagner (rechts) und Austausch-Beauftragter Rudolf Terner.Foto: Christiane Wolff

"Wir sind gar nicht so elitär, wie die Leute immer denken", sagt Klaus Wagner, Präsident des Rotary-Clubs Mittelmosel-Wittlich. "Vom international agierenden Unternehmensberater bis zum Winzer sind alle Berufsgruppen vertreten", pflichtet Club-Kollege Rudolf Terner, Professor für Kunstgeschichte an der Trierer Fachhochschule, dem Wittlicher bei.Drei Säulen tragen das weltweite Netz der Rotarier: Gesellschaftliches Leben, soziales Engagement und Jugendarbeit. "Wir sind kein Geheimbund und keine Sekte", lacht Klaus Wagner. Und auch wenn es einige eigentümliche Vorschriften gibt - zum Beispiel sollen Berufe nur durch jeweils eine sie ausübende Person im Club vertreten sein - und viele Vorurteile behaupten, dass das soziale Engagement nur ein Deckmäntelchen ist: Die Rotarier bringen eine Menge Geld auf, um anderen zu helfen. "Wir haben keine Mindestspenden-Summe. Aber wir wissen, was unsere soziale Pflicht ist. Und der kommen wir nach", sagt Rudolf Terner, der keinen gediegenen Anzug, sondern ein kariertes Sporthemd zur blauen Jeans trägt.Aktiv sind die Wittlicher Rotarier auch in der Jugendarbeit: Jährlich werden die Abiturienten der Gymnasien in Wittlich, Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues zu einem gemeinsamen Abend "bei Schinkenbroten" eingeladen. Dann können die Gymnasiasten sich mit den - meist weit die Karriereleiter hoch gekletterten - Rotariern über Berufsaussichten und -chancen unterhalten.Aber die Rotarier öffnen jungen Leuten noch ganz andere Türen: Der Wittlicher Constantin Ruhe verbrachte ein Jahr auf Hawaii, Teresa Zepp, ebenfalls aus Wittlich, weilt gerade in Mexiko und ihre Schwester Hannah hat bei ihrem einjährigen Aufenthalt in Colorado dicke Freundschaften geknüpft.Die Eltern zahlten nur Flug und Versicherungssumme. Für Aufenthalt, Taschengeld und die ein oder andere Rundfahrt sorgen die Clubs vor Ort. "Wir hätten unseren Töchtern einen solchen Austausch anders nicht finanzieren können", sagt Elke Zepp.Ausgewählt werden die Jugendlichen nicht etwa, weil ihre Eltern Rotarier sind. "Die Jugendlichen bewerben sich bei mir. Dabei ist mir wichtig, dass es ihnen nicht nur um den Spracherwerb geht, sondern auch Interesse an einer fremden Kultur und soziale Kompetenz vorliegen", sagt Rudolf Terner, der den Austausch in seinem Klub organisiert.Toleranz und Völkerverständigung

Untergebracht werden die flüggen 16- bis 17-Jährigen bei Gastfamilien, die ebenfalls nicht zwingend "rotarisch" sind. Es gilt: Wer ein Kind verschicken will, muss auch bereit sein, ein anderes für ein Jahr aufzunehmen.Die Zepps haben vor neun Monaten eine Mexikanerin aufgenommen. "Die ersten Monate in meiner Klasse im Cusanus-Gymnasium habe ich nichts verstanden", sagt Loris. Jetzt kann die 18-Jährige sich nicht nur fast problemlos verständigen, sondern hat sich auch - trotz der "vielen Kartoffeln" - gut eingelebt. Außer der Sprache hat Loris gelernt, für sich selbst zu entscheiden, denn: "In Mexiko hat das immer meine Mama für mich gemacht."Constantin trägt das blaue Jakett der rotarischen Austausschüler. Über und über hat er es mit Souvenir-Pins von seinem USA-Aufenthalt bestückt. "Meine Gastfamilie lebt auf Big Island, der größten der hawaiianischen Inseln", erzählt der große, schlanke 18-Jährige, der während seines Aufenthalts seinen High-School-Abschluss machte. "Ich habe auf Hawaii den "Aloha-Spirit" kennen gelernt - die Toleranz und Friedfertigkeit der Hawaiianer. Und nach dem 11. September, den ich ja in den USA verbracht habe, ist mir klar geworden, dass Freundschaft und Akzeptanz unter Völkern die beste Voraussetzung für den Frieden ist." Und Terner sekundiert: "Constantin, mit dieser Einstellung wärest du in unserem Club unter Gleichen."Die Rotarier sind also kein verstaubter, konservativer Exklusiv-Club, sondern öffnen sich aktuellen sozialen und politischen Problemen. Nur für eines sind sie noch nicht offen: Im Club Mittelmosel-Wittlich sind Frauen als Mitglieder nicht zugelassen.

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