"Das Buch kenne ich", sagt Franziska, sieben Jahre. Sie rutscht auf ihrem Stuhl nach vorne: "Und das Schild da kann ich schon lesen." Westerburger Puppenbühne steht auf ihm geschrieben, umrahmt von blauem Samt. Hinter dem Vorhang steht Markus Mlyneck, der seit drei Jahren das elterliche Wandertheater führt. Seine Lieblingspuppe? "Das ist zur Zeit Abraxas." Er setzt sich den Raben mit den grün funkelnden Augen auf den Arm, der später die Kinder begeistern wird. Noch ist wenig los. 60 Stühle warten auf Publikum. Kurz vor Beginn werden schnell noch welche dazu gestellt, so groß ist das Interesse. Die kleine Hexe ist ein kleiner Star unter den vielen Figuren, die in Kinderköpfen "herumspuken". Franziska kennt auch Bibi Blocksberg und deren Zauberspruch: "Ene, mene, mai, flieg los Kartoffelbrei." Ihre Cousine erinnert sich an ein anderes Theaterstück: "Da war ein Kater dabei, Findus. Der hat eine Hose an, trinkt Kaffee und kann sprechen." Sprechen kann Abraxas natürlich auch. Nach dem Glöckchenklingeln ist es mucksmäuschenstill, als der Rabe auf die Bühne stolziert: "Oh, wir haben ja ganz viel Besuch bekommen! Guten Tag, Kinder." "Guten Tag!", rufen die Zuschauer und winken mit blinkenden Zauberstäben, die es ebenso wie süße Gummischlangen neben der Bühne zu kaufen gibt, zwecks Aufbesserung der Theaterkasse. Einem Mädchen hängt später die Schlange quer im Mund, als Herr Pfefferkorn nicht nur Kandiszucker, sondern auch einen Reisigbesen an die kleine Hexe verkauft. Als dessen Stil plötzlich wächst, sind die Kinder auch verzaubert: "Hä, wie machen die das?" fragt ein Kind, während die Platznachbarin mit der einen Hand an ihren Haaren dreht und mit der anderen vor Aufregung in der Nase bohrt. Doch mit den Händen wird auch viel geklatscht, etwa für den boxenden Schneemann. Nach allerlei Hexerei schließt sich der Vorhang. "Hat es euch gefallen?", fragt Abraxas. "Ja, aber ihr habt ein paar Geschichten vergessen, zwei nämlich", weiß ein kleiner Hexen-Fan. "Toll, du kennst das wohl in- und auswendig", lobt der Rabe und kommt mit Markus Mlyneck vor die Bühne. Dort kitzeln ihn die Kinder mit ihren Zauberstäben, und ganz Mutige klopfen sanft auf seinen Schnabel. Denn so macht man das im Streichelzoo nach Hexenart.