Alt und bedauernswert

ÜRZIG (mü) Schräge Töne, zu wenig Luft: Schön klingt die Voltmann Orgel in der St. Maternuskirche zu Ürzig nicht. Sie muss dringend renoviert werden.

 Die Sorgen von heute sind die Herausforderungen von morgen: Dechant Manfred Müllers und Organistin Theresia Thiesen engagieren sich für die Instandsetzung der Ürziger Orgel.Foto: Claudia Müller

Die Sorgen von heute sind die Herausforderungen von morgen: Dechant Manfred Müllers und Organistin Theresia Thiesen engagieren sich für die Instandsetzung der Ürziger Orgel.Foto: Claudia Müller

"Früher wenn ich nach Hause kam und die Holztreppe raufging", schildert Dechant Manfred Müllers, "habe ich aufgepasst, welche Stufen knarrten und habe die dann gemieden". Genau das macht Organistin Theresia Thiesen beim Spiel an der Voltmann Orgel in der St. Maternuskirche zu Ürzig.Die Orgel ist 135 Jahre alt, aber einige Pfeifen haben schon mehr als 200 Jahre auf dem Buckel. 1790 wurde eine gebrauchte Orgel aus der Kirche St. Paulus zu Trier mit einem Manual und neun Registern gekauft. 1849 restaurierte und ergänzte sie der Trierer Orgelbauer Breidenfeld.Mit der Erweiterung der Kirche 1866 war die alte Orgel zu klein, die Gemeinde gab die neue unter Verwendung brauchbarer Teile der alten in Auftrag.Die Zinnpfeifen aus der Front wurden im ersten Weltkrieg eingeschmolzen, die heutigen Zinkpfeifen, ein Magazinbalg und ein Motor kamen 1927 neu hinzu. Den letzten Umbau erfuhr die Orgel 1972, das Tromptenregister wurde ausgebaut.Grundlegende Sanierung

Die Orgel ist laut Thiesen ein historisch wertvolles Instrument. Der jetzige Zustand des Pfeifenwerkes sei allerdings bedauernswert und ein Stimmen wegen zu starker Verschmutzung unmöglich. Die historisch wertvollen Pfeifen sind zerdrückt, an den Mündungen eingerissen und mit Klebeband geflickt. Zudem wurde das Pfeifenwerk bei vorangegangenen Arbeiten ziemlich durcheinander gebracht.Die Mechanik ist ausgeschlagen, die Ventilfedern sind ausgeleiert und die Belederung undicht. Die Windzufuhr ist unzureichend, daher ist das Klangerlebnis vergleichbar einem Sänger, der mit vorgehaltener Hand singt."Die Orgel muss von Grund auf restauriert werden", resümiert die Organistin. 100 000 Euro wird das vermutlich kosten. Der Orgelbau ist ein Kunsthandwerk, das meiste wird noch in Handarbeit hergestellt. "Theresia Thiesen soll die ganze Klaviatur nutzen", meint Dechant Müllers, "dann werden die Zuhörer die schlechte Klangqualität erkennen und sich hoffentlich an der Restaurierung beteiligen".

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