Alter Brauch neu belebt

Mit dem Dämmerschoppen lässt die "Casino-Gesellschaft zu Traben-Trarbach e.V." eine alte Tradition wieder aufleben. Nach vielen Jahren fanden sich Bürgerinnen und Bürger zum heiteren Umtrunk in dem prächtigen Gebäude ein und ließen Erinnerungen aus vergangener Zeit an das Casino wieder wachwerden.

 Der erste Dämmerschoppen nach vielen Jahren im Casino zu Trarbach. Zunächst wurde auf der Terrasse dem Regen noch mit Schirmen Paroli geboten, später genossen die fröhlichen Bürgerinnen und Bürger ihren Wein im Inneren des Traditionshauses. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Der erste Dämmerschoppen nach vielen Jahren im Casino zu Trarbach. Zunächst wurde auf der Terrasse dem Regen noch mit Schirmen Paroli geboten, später genossen die fröhlichen Bürgerinnen und Bürger ihren Wein im Inneren des Traditionshauses. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. "Es ist eine alte Tradition, dass man sich hier getroffen hat", erzählt Konrad Weinzheimer. Um 1900 sei es gang und gäbe gewesen, dass sich Weinhändler, deren Weine im Keller des Gebäudes lagerten, im Casino einfanden und ihr "Schöppchen" tranken. "Das war eine reine Männerangelegenheit", sagt Richard Ochs. Auch nach dem Krieg gab es immer sonntags um 18 Uhr einen Dämmerschoppen, aber irgendwann schlief die schöne Tradition ein.Die 1810 gegründete Casino-Gesellschaft traf sich zunächst im Hotel Brauneberg und ab 1842 in dem Prachtbau mit Moselblick. Es war nicht einfach, Eingang in die erlauchte Gesellschaft zu finden. "Nur wer Grundbesitz oder ein Gewerbe hatte und damit seine Ansässigkeit dokumentierte, konnte Mitglied werden", weiß Klaus Völcker. Außerdem wurden zwei Bürgen aus der Casino-Gesellschaft benötigt. "Dann wurde ballotiert." Unter großem Hallo holt Ewald Hannesen das alte, angestaubte Ballotage-Gerät vom Speicher des Hauses, und Richard Ochs demonstriert, wie einst mit weißen und schwarzen Kugeln über die Aufnahme eines Mitglieds abgestimmt wurde. Die um 1900 geborene Thea Bosius, Chefsekretärin des Gymnasialdirektors und Monokelträgerin, war das erste weibliche Mitglied. "Das verdankte sie ihrer gesellschaftlichen Stellung", sagt Völcker und erzählt, wie sich beim ersten Stiftungsfest Putz von der Decke löste und hoch aufspritzend im Suppenteller von Fräulein Bosius landete.Der damalige Dünkel der als elitär geltenden Gesellschaft wirkt immer noch nach, hat der Verein festgestellt, der sich heute über jedes neue Mitglied freut, das selbstverständlich keinen Bürgen mehr benötigt und ohne Abstimmung aufgenommen wird. "Das Casino ist kein Privatanwesen, sondern es wird für die Öffentlichkeit unterhalten", stellt Ewald Hannesen klar. Die Bürger sollen wieder Zugang zum Casino bekommen, in dessen Festsaal es einst rauschende Bälle gab und der heute für Familienfeiern gemietet werden kann. Der Dämmerschoppen war ein gelungener Auftakt, wieder Leben in das Traditionshaus zu bringen und es für die Bevölkerung zu öffnen. Der Juli-Termin wird rechtzeitig im TV bekanntgegeben.

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