Altern ist die Zukunft der Jungen

Binsfeld. (chb) 40 Senioren aus Binsfeld verbrachten einen humorvollen Nachmittag mit dem ernsten Thema "Altern". Anschaulich wurde aus dem Nähkästchen geplaudert. Das Publikum fühlte sich rundum wohl.

"Das wird heute Mittag sehr unterhaltsam, ich habe den Herrn Euteneuer schon einmal gesehen. Der ist wirklich gut", erzählt eine der älteren Damen ihrem Tischnachbarn. So viele Vorschusslorbeeren, da waren die anwesenden 40 Senioren gespannt. Allein schon das Thema "Altern mit Lust - lustvolles Altern" hatte viele neugierig gemacht. Eine familiäre Atmosphäre kam gleich zu Anfang auf, denn Franz-Josef Euteneuer, Diplom-Sozialpädagoge und Leiter des Trierer Begegnungsforums Haus Franziskus, erkannte einige der Senioren wieder, die das Haus Franziskus einmal besucht hatten. "Ach, die Frau Schommer, wie schön, Sie zu sehen." So war schnell das Eis gebrochen. Mit der Feststellung, dass die Anwesenden anders altern als ihre Altersgenossen, stutzten einige der Senioren. Die Erklärung: "Sie sind hier, Sie waren neugierig, Sie haben den Weg auf sich genommen trotz des Schnees und haben hier einen angenehmen Nachmittag mit netten Menschen verbracht, statt zu Hause zu sitzen und zu jammern", sagte der Sozialpädagoge. Dann fing er an, aus dem Nähkästchen, das griffbereit neben ihm stand, zu plaudern.Viele Senioren suchen Anerkennung beim Arzt

Von Enkeln, die mehr Großeltern als Geschwister haben, Besuchen beim Arzt und dem Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Viele ältere Menschen brauchten Anerkennung, wie übrigens alle, aber viele holten sie sich einmal in der Woche beim Arzt, statt sich zu engagieren und aktiv sein. Man solle das Alter nicht reduzieren auf "oben licht, unten dicht". Im Übrigen "ist nur der gesund, der nicht genügend untersucht ist". Einige dieser Anekdoten brachten die älteren Menschen immer wieder zu herzhaftem Lachen, da sie sich und andere oft wieder erkannten. Dennoch regten die Inhalte zum Nachdenken an. Beispielsweise schlug Franz-Josef Euteneuer vor, positiv mit dem Alter umzugehen: "Körperliche Einschränkungen sind da; diese wahr- und anzunehmen und sich trotzdem vom Leben überraschen zu lassen, sich von Humor und Glaube sättigen zu lassen: Das heißt lustvoll altern." Dafür, dass ältere Menschen für die Werbeindustrie uninteressant sind, hat Euteneuer eine Erklärung: "Ein 80-Jähriger hat einfach kapiert, dass man seine Persönlichkeit nicht über Kleidung und Konsum definieren muss, dass es noch andere Werte gibt." Immer wieder suchte er den Kontakt zum Publikum, die anwesende "Erstlingsoma" wurde von ihm geehrt, und für den Herrn, der gerade Geburtstag feierte, hatte er spontan ein Gedicht auf Lager. Gerade der zwischenmenschliche Kontakt und die Begegnung mit anderen Menschen bringen laut Euteneuer Lust am Altern. "Der Kontostand ist hier nicht entscheidend". Die Senioren waren von dem Nachmittag begeistert: "Es hat Spaß gemacht, aber trotzdem haben wir tiefgründig über das Alter gesprochen. Die Leute hören zu, und es ist viel Wahres dran", sagte Veronika Schönhofen. Lydia Hestert, die selbst in der Pflege arbeitet, kam zum Seniorennachmittag, "da man im Alltag in der Pflege immer wieder etwas von dem hier Gesagten anwenden kann". Die Frauengruppe, die den Nachmittag seit über 20 Jahren gestaltet, freute sich über die gelungene Veranstaltung: "Die Leute hatten viel Spaß, es wurde viel gelacht und dabei das ein oder andere zum Nachdenken mitgegeben", resümierte Margreth Schommer. Mit dem Schlusswort von Euteneuer: "Altern ist die Zukunft der Jungen", ging der vergnüglich-nachdenkliche Nachmittag zu Ende.

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