Altes Haus erwacht zum Gesamtkunstwerk

BERNKASTEL-KUES. Heinrich Schlöders Haus in der Burgstraße in Alt-Bernkastel ist zu einem antik-römisch-moselländischen Blickfang erwacht. Der Künstler hat selbst Hand angelegt und seine "Galerie23" als epochenübergreifendes Gesamtkunstwerk gestaltet.

Der Künstler Heinrich Schlöder lebt und arbeitet seit 1992 in seinem Atelier-Haus in der Burgstraße. Die Haustür, eine kunstvolle Kupfertreibarbeit des Besitzers, dient nicht nur dem Einlass der Besucher seiner "Galerie23", sondern zeigt auch eindrucksvoll das philosophische Thema in Schlöders künstlerischem Schaffen - "Die Kraft als Achse allen Seins". Durch diese Kraftachse, dargestellt durch eine Vertikale, die einen Kreis (das Universum) durchschneidet, tritt der Besucher in die Welt des Malers ein. So wie Schlöders Gemälde Bilder der Evolution sind, so bedeutet auch die Außengestaltung seines Hauses eine lange Entwicklungsgeschichte. Denn er spannt auf seiner Fassade den weiten "künstlerischen" Bogen von der Antike über die Römer bis hin zum Weinland an der Mosel. Direkt ins Auge fallend ist das strahlende römische Rot, das den Fachwerkteil im Obergeschoss hervorhebt. Das lockt aber nicht nur begeisterte Betrachter zum Schauen. Es gebe Zeitgenossen, die sehen "rot" beim Rot, bemerkt Schlöder. "Aber anstatt überflüssige Satzungen in Bezug auf Farbgestaltung heranziehen zu wollen und damit die Kreativität der Bürger im Keim zu ersticken, sollte vielmehr jedes individuelle Bürgerengagement allseits bestärkt und die Stadt damit zum Erblühen gebracht werden", fordert der Künstler. Jedes Haus in der Stadt, jede alte Bausubstanz stelle eine einzigartige Skulptur, ein heimatverbundenes Kunstwerk dar, das es lohnt, zum Leben erweckt zu werden. Ein eindrucksvolles Exempel ist die mittlerweile sehr belebte und beachtete Burgstraße. Andere Straßen könnten sich da ein Beispiel nehmen und mit eigenem (Baukunst-)Potenzial locken. Innerhalb von zwei Monaten hat Schlöder sein Domizil zu einem epochenübergreifenden Gesamtkunstwerk erweckt und seine künstlerischen Spuren auf der Fassade hinterlassen. Das Erdgeschoss ist in Terrakotta-Farben gehalten als Hinweis auf die Antike. Zentraler Punkt ist die Eingangstür mit der Philosophie der Kraftachse. In der Antike galt die Philosophie als Lehre der Weisheit, die Eule war der Vogel der Weisheit. Der Steinkauz war ständiger Begleiter der Pallas Athene, Göttin der Weisheit und Schutzpatronin Athens. Fünf Eulen haben ihren Platz auf Schlöders Hausfassade. Zwei "Türwächter" weisen (augenzwinkernd) zur Kraftachsen-Eingangstür. Ein Kauz sitzt auf dem zerbrochenen Bildnis von Sokrates, dem Vater der Philosophie. Den Bezug auf die beiden Regionen Mosel und Hunsrück nehmen die beiden Eulen an der linken und rechten Hausseite: die moselländische Schleiereule, die ihren Suff "verschleiert", und der Waldkauz, der der Weg zum Hunsrück weist. Das römische Rot im Fachwerk des alten moselländischen Winzerhauses sowie fröhlich, schelmisch, singend oder traurig blickende Bacchusvarianten von den Brüstungen ergänzen das Kunstwerk. Hiermit schließt sich der Kreis der beiden Kulturen zum Weinland an der Mosel. "Und wer nichts aus seinem Leben gelernt hat, der kann nie eine Eule werden", gibt Schlöder eulen-augenzwinkernd mit auf den Weg.

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