Wintrich. (cb) Überall im ländlichen Raum wird davon geredet, die Ortskerne zu erhalten statt immer neue Neubaugebiete auszuweisen. Ob das mehr als eine Floskel ist, wird die Zeit zeigen. In der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues werden zumindest Anreize gegeben, alte Bausubstanz in den Orten zu erhalten. 50 000 Euro stehen dafür in diesem Jahr im Haushalt der VG bereit. Hausbesitzer können in den Genuss von 5000 Euro kommen (jeweils 1000 Euro über fünf Jahre). Voraussetzung: Das Gebäude muss vor 1950 errichtet worden sei und vor Erwerb oder Umnutzung leer gestanden haben. Das Investitionsvolumen (Kauf, Sanierung) muss sich pro Objekt auf mindestens 50 000 Euro belaufen. Die Familie Müller (Harald, Sigrid, Nele) hat ein solches Gebäude in Wintrich erworben: ein für die Region typisches Bruchsteinhaus aus dem Jahr 1866. Die Familie, die derzeit in Traben-Trarbach wohnt, war auf der Suche nach einem neuen Zuhause an dem ehemaligen Winzerhaus vorbeigekommen und hatte sich in das Anwesen verliebt. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer gingen schnell über die Bühne — und so wird seit einiger Zeit fleißig am neuen Heim gewerkelt. Das Erdgeschoss soll bis zum Herbst so hergerichtet sein, das die Familie einziehen kann und sich dann dem oberen Stockwerk widmet. "Wir wollen keinen Neubau, der hat kein Flair", erzählt Sigrid Müller. Es gebe an der Mosel schöne Orte mit erhaltenswerten Häusern. Ein solches hätten sie gefunden, freut sie sich. Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, Beigeordneter Leo Wächter und der Wintricher Ortsbürgermeister Dirk Kessler sind froh, dass dieses Angebot angenommen wird. Hangert berichtet von sieben bisher vorliegenden Anträgen. "Wir wollen die Identifikation der Menschen mit den Dörfern erhalten", sagt er. Weiterer Vorteil: Bei solchen Vorhaben kommen, so Hangert und Wächter, mehr örtliche Handwerker zum Zug als bei Neubauten.