Am Moseltal in die Tiefe stürzen

KLOTTEN. Der Wild- und Freizeitpark Klotten bei Cochem ist um eine Attraktion reicher: Die 4,5 Millionen Euro teure Achterbahn sucht mit 532 Metern Länge im Rheinland ihresgleichen.

Tief Luft holen. Hinein ins Wägelchen mit drei anderen Leuten. Hinauf in Schwindel erregende Höhen. Und dann beginnt der Spaß: Aus 20 Metern, hoch über dem Moseltal, rast die Lore los - und der Puls rast mit. Die heiße Fahrt im Vulkan beginnt mit einer geschwungenen Abfahrt. Dann der Absturz: Elf Meter geht's in Richtung Erdboden, der Wagen ist fast senkrecht gestellt. Dann wird's dunkel, ab in den Tunnel, der von Basalt-Quadern gesäumt wird. Und dann ausatmen. Loslassen. Der Vergleich mit der gesenkten Sau ist nicht zu weit hergeholt: Die neue Achterbahn im Wild- und Freizeitpark Klotten nimmt Elemente der unter dem griffigen Namen bekannten Bahn aus dem Freizeitpark in Tripsdrill auf. Aber ist dennoch einzigartig, wie Bauingenieur Michael Lambert betont: "Die Bahn wurde speziell für den Park in Klotten entworfen, ein Unikat also." Lambert schwärmt davon, dass Klotten "den Mercedes unter den Achterbahnen" besitzt. In der Tat: Klotten besitzt das einzige neue Fahrwerk in dieser Dimension in Deutschland - ansonsten herrscht in allen Parks Stagnation. "Stillstand ist Rückschritt". Parkbetreiber Josef Hennes lebt sein Motto, muss immer irgendwo ein neues Projekt ankurbeln, damit sein Park ankommt. Vor vier Jahren hat er zusätzlich zu den über zehn Fahr- und Spaßattraktionen zwei 80 Meter lange Wasserrutschen installieren lassen, danach rund eine halbe Million Euro in ein größeres Bärengehege investiert. Hennes wollte den Besuchern aber etwas Einmaliges bieten, das es nirgendwo anders in Deutschland gibt. Und das selbst vier- bis sechsjähriges Kindern, die mindestens hundert Zentimeter groß und in Begleitung sind, den Atem anhalten lässt. Hennes blickte sich mit seinem Bruder Hubert in Freizeitparks um. Die Ideen der beiden flossen in ein Konzept ein, das Michael Lambert zusammen mit Kollege Peter Schmitt aus Pommern und "Achterbahn-Guru" Stengel umsetzten.Mit 60 Stundenkilometern in die Tiefe

Die Vision: Ein Vulkan-Kegel erhebt sich über der rauschenden Achterbahn, die von zwei künstlichen Seen umspült wird. Dazu eine Basalt- Wand, die bis zu sechs Meter in die Höhe ragt. Mit einem Kettenantrieb werden die viersitzigen Wägelchen auf eine Höhe von etwa 20 Metern am Vulkan hochgezogen. Von dort beginnt die rasante Abfahrt, die bis zu 60 Stundenkilometer schnell ist. In der Mauskurve legen sich die Fahrer quer, über den "Kamelbuckeln" wird kräftig gehoppelt, ehe es an schweren Basaltblöcken vorbei in den Tunnel geht. "Da hab ich automatisch den Kopf eingezogen", erinnert sich Hubert Hennes mit einem Grinsen an seine fast einminütige Jungfernfahrt. Und für Ingenieur Schmitt lösten die Querbeschleunigungen - bei einer Neigung von 81 Grad - ein "Motorrad-Feeling" aus. "Die Bahn läuft einfach klasse, sie ruckelt nirgendwo wie andere, bei denen man dicke Ohren wie Kappesblätter bekommt", freut sich Josef Hennes. Wenn eine Glücksfee ihm drei Wünsche gewährte? Die Antworten fallen Hennes leicht: "Dass ich weiterhin gesund bliebe, dass es die Familie Hennes noch lange geben wird - und dass ich noch ein bisschen weiterbauen kann." Vom 1. April bis 2. November von 9 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet (Kasseneinlass bis 17 Uhr), in den Sommerferien verlängerte Öffnungszeiten, 9,50 Euro Eintritt für Erwachsene, 8,50 Euro für Kinder (bis 14 Jahre); Infos: www.freizeitpark-klotten.de

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