An die Kämme - fertig - los

WITTLICH. Volles Haus auf allen Etagen: Die Termine beim ersten Wittlicher 24-Stunden-Haareschneiden im Salon Ehlen war heiß begehrt. Die Hälfte des Gewinns dieser Nacht geht ans Haus der Jugend - weshalb auch dessen Leiter Hans "Flutsch" Floter unters Messer kam.

Wie im Taubenschlag ging es in dieser Nacht zu. Wo sonst ab 19 Uhr der wohlverdiente Feierabend einzieht, legten Dorle Ehlen und ein paar Kollegen erst so richtig los. Wie sich inzwischen herumgesprochen hat, eignen sich gerade die Vollmondnächte für Wellness, Entspannung und eine handfeste Typveränderung. Hinter der Schaufensterscheibe legte ein DJ Musik auf, im Canapee ums Eck mixte Alwin Reitz den speziell für diese Nacht kreierten "Blue Moon" und andere Cocktails. Wer Hunger hatte, stillte den mit Wraps und Sandwiches aus der Metzgerei Illigen. Wie kam es zu diesen Nachtaktivitäten in Wittlich? Das Haus der Jugend war im Winter beklaut worden. Grund genug für ein paar Wittlicher Geschäftsleute, ihre Fähigkeiten zusammen zu werfen und in der ersten 24-Stunden-Haarschneidenacht den Kunden ein Programm zu bieten, das sie so schnell nicht vergessen werden. Die Hälfte des Gewinns geht direkt ans Haus der Jugend. Los ging es mit einem Breakdance-Auftritt auf dem Marktplatz. Die "Little Suiciders" legten gemeinsam mit ihren Trainern eine heiße Sohle aufs Parkett. Die Arbeit im Inneren des Salons Ehlen, wo auf allen Etagen gearbeitet wurde, ruhte für einige Minuten, bevor es wieder hieß: An die Kämme, Scheren und Farbtöpfe - fertig - los! Etwa um halb zehn wartete Stammkundin Anja Licht-Lautwein entspannt auf den Zeitpunkt, an dem die Pflanzenfarbe eingezogen war. Otmar Erbes, im silberfarbenen Hemd ("Baumwolle mit Metallfäden!") noch um einen Hauch schicker gekleidet als die Kunden es von ihm gewöhnt waren, überprüfte an einer Strähne die inzwischen erreichte Farbintensität. Ideal fand seine Kundin den Abend für einen Friseurtermin. Tagsüber arbeitet sie schließlich selbst. Viele Besucher baten darum, den Haarschneide-Service doch in allen Vollmondnächten anzubieten. Dabei hatte es am Morgen eine böse Überraschung gegeben. "Die Veranstaltung findet nicht statt!", hatte ein unfreundlicher und uninformierter Herr vom Wittlicher Amt in den Hörer gebrüllt, als Stefanie Ehlen-Przybyl an den Apparat gegangen war. Ladenschlussgesetz, Sonntagsarbeitsverbot, Handwerkbetrieb - der Bedienstete hatte so allerlei durcheinander geworfen, war dann aber schnell eines Besseren belehrt worden. Hans "Flutsch" Floter vom Haus der Jugend kam auch zum Verschönern seines Typs. Eine Stunde später tauchte er in der Kneipe ums Eck auf. Keine Typveränderung, aber deutlich flotter sah er aus: Die Haare kürzer, die grauen Strähnen überdeckt. Britta Steck wagte sich mit ihren 40 Jahren in dieser Nacht zum ersten Mal in ihrem Leben zum Friseur. Locker und neuerdings stufig fällt ihr halblanges Haar über die Schultern. Der Kassensturz der Haarschneide-Nacht steht noch aus, denn nicht nur die Hälfte des Gewinns aus dem Schneiden, Tönen und Färben geht ans Haus der Jugend, auch der Inhalt der im Salon aufgestellten Spendebox kommt ihm zu Gute.

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