Anhalterinnen erlebten Horrorfahrt

COCHEM/KAISERSESCH. (kos) Diese Nacht werden die beiden jungen Frauen aus dem Hunsrück so schnell nicht vergessen. Nach einer fast zweistündigen unfreiwilligen Irrfahrt durch die Eifel und das Moseltal wurden die Anhalterinnen am Dienstagmorgen gegen 5 Uhr von der Polizei befreit.

Die 18 und 19 Jahre alten Frauen aus Buch und Kastellaun hatten sich am Montagabend gegen 21.30 Uhr von zwei Bekannten abholen lassen und gemeinsam eine Pizzeria in Kaisersesch besucht. Doch nach und nach verabschiedeten sich die beiden "Kavaliere" und ließen die Damen allein im Lokal zurück. Als das Restaurant gegen zwei Uhr schloss, machten sie sich zunächst zu Fuß auf den Heimweg. Hinter dem Ortsschild hatten sie "Glück": Eines der wenigen Fahrzeuge, die zu dieser Zeit noch unterwegs waren, hielt an und nahm sie mit in Richtung Cochem.Da neben dem Fahrer noch eine Frau im Auto saß, machten sich die beiden Tramperinnen zunächst keine Gedanken. Auch als der 20-jährige Mann am Steuer immer wieder zur Weinflasche griff, beunruhigte sie das erst kaum. Doch vermutlich in Senheim stieg die Beifahrerin aus, und die Fahrt ging weiter Richtung Eifel. Der junge Mann schraubte die Knöpfchen der beiden Autotüren ab und kündigte an, er wolle die Frauen mit nach Polen nehmen. Per Handy gelang es der hinten sitzenden Passagierin um 4.15 Uhr die Polizei zu verständigen, dass sie in einem silbergrauen Auto mit Cochemer oder Simmerner Kennzeichen festgehalten werde. Die Polizei löste sofort Großalarm wegen einer mutmaßlichen Entführung aus und verständigte die umliegenden Dienststellen. Beamte aus Cochem, Mayen, Kaisersesch, Adenau und Daun machten sich auf die Suche nach dem Fahrzeug. Gleichzeitig wurde Telefonkontakt zu der "Entführten" gehalten, die im Auto vorgab mit einem Freund zu sprechen und immer wieder Hinweise auf Straßenschilder gab.Als sie berichtete, dass der Wagen rechts ab nach Auderath bog, wusste die Polizei, dass das Fahrzeug sich auf der B 259 nahe Ulmen befinden musste. In Büchel wurde der Pkw schließlich gestoppt und die Irrfahrt quer durch die Eifel beendet, bei der es immer wieder zu Geschwindigkeitsüberschreitungen und Missachten von roten Ampeln gekommen sein soll. Die beiden Frauen wurden befreit und sind inzwischen wieder wohl behalten zu Hause.Der Fahrer, ein aus Polen stammender Cochemer muss sich jetzt wegen Freiheitsberaubung und mehrerer Verkehrsdelikte verantworten. Der 20-jährige Arbeitslose hat einen festen Wohnsitz und kam nach der Befragung wieder auf freien Fuß. Sexuelle Motive hat er bestritten, ansonsten aber zu der Tat keine Angaben gemacht. Die Polizei veranlasste eine Blutprobe, nachdem der Alko-Test 1,4 Promille angegeben hatte.Die beiden jungen Frauen kamen mit dem Schrecken davon. Die Polizei nimmt den Vorfall aber noch einmal zum Anlass, vor Trampen zu warnen. "Das ist immer gefährlich, vor allem nachts", meint ein Beamter. "Auch wenn man zu zweit unterwegs ist, bringt das noch lange keine Sicherheit."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort