Anschauungsmaterial vor Ort

WITTLICH. (mc) Raus an den Fluss: Die "renaturierte" Lieser ist für Schulen zum Unterrichtsthema geworden.

Vom Wehr ist nichts mehr zu erkennen. Lediglich das alte Schleusentor am Seitenkanal erinnert daran, dass hier an der Altricher "Neumühle" einst eine breite Quermauer den Fluss unterbrochen hat - eines der Beispiele für die "Aktion Blau", durch die der Eifelfluss und seine natürliche Umgebung "renaturiert" worden sind. Am Ufer steht Wasserexperte Joachim Gerke zusammen mit Schülern der Dualen Oberstufe (Dos) Wittlich und zeigt auf einen hellen Streifen im Wasser, etwa in der Mitte des Flusslaufs - "der Durchgangsweg", erklärt er die neu angelegte Fischtreppe. Gerke, Leiter der Regionalstelle Trier der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, ist mit der siebten Klasse der Dos, "Profilstufe eins", auf Erkundungstour entlang der Lieser, erst zur Neumühle, dann Richtung Schladter Mühle und Bürgerwehr. Thema: Renaturierung der Lieser. Die Klasse hat sich zuvor im Unterricht vorbereitet, "das Thema ist nicht blöd", betont Marvin, einer der Schüler. Schließlich gehe es um die Natur vor Ort. Gerke findet solche Exkursionen sinnvoll. "Umweltbildung gehört zu den Aufträgen der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz." Die Kinder fänden das spannend, die Rückkopplung sei fast immer positiv. Eigene Unterrichtsprojekte zu entwickeln scheitere zwar an den personellen Kapazitäten, man versuche jedoch, den Anfragen von Schulen nachzukommen. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man über die Kinder und Jugendlichen auch Umweltbewusstsein und Interesse bei den Eltern und Großeltern weckt." Was jetzt noch fehlt, um das Bild zu vervollkommnen, sind Fische. "Eine systematische Erfassung des Erfolges des Lieser-Projektes gibt es bisher nicht", sagt Gerke. Die Wasserwirtschaftsverwaltung plane in den nächsten Jahren ein landesweites Fischmonitoring, welches sicherlich auch hier Erkenntnisse bringen werde. "Vielleicht finden sich ja auch einmal interessierte Jugendliche, die zum Beispiel im Rahmen von ,Jugend forscht' Untersuchungen anstellen", regt Gerke an. Die Herstellung der Durchwanderbarkeit der Mosel für "Langdistanzwanderfische" wie den Lachs sei eine große Herausforderung, man habe hierzu eine erste Machbarkeitsuntersuchung in Auftrag geben. Gerkes Wunsch: "Ich würde mich freuen, wenn in 20 Jahren der TV mit der Überschrift ,Erster Lachs in der Lieser gesichtet' aufmacht." Infos für Lehrer und Schulklassen geben die Stadtverwaltung Wittlich und die SGD Nord, Telefon 0651/4601-0.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort