Antihagel-Flugzeuge: Sinn oder Unsinn?

Immer häufigere und heftigere Hagelunwetter bereiten Winzern und Landwirten zunehmend Sorgen. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) schlägt den Einsatz von Hagelbekämpfungs-Flugzeugen vor. 140 000 Euro, finanziert von Winzern und Kommunen, soll das Projekt pro Jahr kosten. Dabei ist die Wirksamkeit der Methode bis heute wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

 Ein Hagelabwehr-Flugzeug aus Süddeutschland: Aus dem zylindrischen Behälter werden Silberjodid-Kristalle in die Gewitterwolke versprüht. Fast wie im Winter sah es Ende Mai in Cochem aus (rechts). Der Hagel verbeulte Autos, zerstörte Dächer und Fenster. Fotos: TV-Archiv/Norbert Klippel, Jens Weber

Ein Hagelabwehr-Flugzeug aus Süddeutschland: Aus dem zylindrischen Behälter werden Silberjodid-Kristalle in die Gewitterwolke versprüht. Fast wie im Winter sah es Ende Mai in Cochem aus (rechts). Der Hagel verbeulte Autos, zerstörte Dächer und Fenster. Fotos: TV-Archiv/Norbert Klippel, Jens Weber

Trier/Bernkastel-Kues/Kröv. Wenn zwischen Mai und September dunkle Unwetterwolken aufziehen, sind die Winzer und Landwirte in großer Sorge. Gibt es ein schlimmes Hagelunwetter? Ende Mai dieses Jahres richteten dicke Hagelkörner zwischen Ediger und Cochem katastrophale Schäden an.

Einen Schutz vor solch schlimmen Hagelunwettern soll nun ein Hagelbekämpfungs-Flugzeug bringen. Diese Art der Hagelbekämpfung ist seit 50 Jahren bekannt und wurde im März dieses Jahres bei einem Symposium in Föhren vorgestellt.

Die Methode: Der Pilot steigt vom Flugplatz Föhren mit seinem Spezialflugzeug auf, fliegt den Gewitterwolken entgegen und versprüht ein Gemisch aus Silberjodid und Aceton. Damit soll erreicht werden, dass sich sehr viele kleine statt großer Hagelkörner bilden. Läuft alles nach Plan, wandeln sich die kleinen Körner auf dem Weg zur Erde noch in harmlose Wassertröpfchen um.

Der Weinbauverband Mosel hofft, dass die Hagelflieger im kommenden Jahr eingesetzt werden können. Aber noch ist unklar, wie die Kosten in Höhe von 140 000 Euro pro Jahr finanziert werden sollen. Das derzeitige Modell sieht vor, dass die Winzer 100 000 Euro - das sind umgerechnet zehn Euro pro Hektar - zahlen und die weinbautreibenden Kommunen die restlichen 40 000 Euro übernehmen. Ohne diese Kostenübernahme würde der Winzer 15 statt zehn Euro pro Hektar zahlen.

Am Mittwoch wurde das Thema im VG-Rat Kröv-Bausendorf behandelt. Die Verbandsgemeinde müsste nach dem Finanzierungsschlüssel 1668 Euro pro Jahr zahlen. Umgelegt auf die drei Weinbaugemeinden bedeutet dies: Kröv zahlt 800 Euro, Kinheim 480 Euro und Reil 400 Euro.

Der Rat vertagte nach einer langen Diskussion das Thema. Grund: Es sei noch unklar, ob die Winzer bereit seien, ihren Anteil zu zahlen. Ferner gebe es Zweifel an der Wirksamkeit der Methode.

Das Finanzierungsmodell funktioniert nur, wenn die Winzer eine Art Zwangsabgabe leisten. Diese Abgabe würde von der Wiederaufbaukasse eingezogen. Noch ist unklar, ob eine solche Regelung getroffen werden kann.

Dass sich die Kommunen überhaupt an der Finanzierung beteiligen sollen, ist ebenfalls nicht unumstritten. Einige Verbandsbürgermeister befürchten einen Präzedenzfall, wenn sie eine bestimmte Berufsgruppe finanziell unterstützen.

Ob die Methode überhaupt nützt, darüber streiten die Fachleute. Der CDU-Sprecher im Rat, Peter Tries, ein studierter Meteorologe, verwies in der Sitzung auf mehrere Studien. Fazit: Es gibt bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit der Methode.

Tries hat im Internet eine Reihe von Artikeln zum Thema Hagelabwehr gefunden. Fernseh-Wetterexperte Jörg Kachelmann bezeichnet zum Beispiel im "Oberbayerischen Volksblatt" die Hagelbekämpfung als Aberglaube. Eine Kerze in der Kirche helfe mehr gegen Hagel als Silberjodid.

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