Antworten auf die Zukunftsfrage

Einstimmig hat der Kreistag die Verwaltung beauftragt, ein Integrationskonzept für Migranten mit professioneller Unterstützung zu erarbeiten. Das Konzept soll in Zusammenarbeit mit den Verbandsgemeinden, der Einheitsgemeinde Morbach und der Stadt Wittlich entstehen.

Wittlich. Das einstimmige Abstimmungsergebnis im Kreistag für das Integrationskonzept kommentierte Landrätin Beate Läsch-Weber hoffnungsfroh mit den Worten: "Das ist eine gute Basis." Einhellig hatten die Parteien begrüßt, dass ein solches Konzept im Kreis auf Grundlage der Integrationskonzepte von Land und Bund, die Mitte des Jahres vorgestellt wurden, entstehen soll. Läsch-Weber betonte, dass das Thema in Zukunft sehr wichtig sei und alle Ebenen miteinbezogen werden sollen. Die Vorgehensweise sei mit den Bürgermeistern abgestimmt.Demnach wird noch in diesem Jahr die Projektgruppe Integration eingerichtet, in der Betroffene an der Konzepterstellung mitarbeiten können. Die Projektgruppe wird in Zusammenarbeit mit den Verbandsgemeinden, der Einheitsgemeinde und der Stadt Wittlich besetzt. Der Kreisausschuss wird bei der Konzepterstellung eine Steuerungs- und Kontrollfunktion ausüben. Die Bürger sollen durch eine regelmäßig stattfindende Integrationskonferenz an dem Projekt teilhaben.Chance für Einwanderer wie einst für Auswanderer

Die Kreisverwaltung hat den Geschäftsbereichsleiter Soziales zum Integrationsbeauftragten ernannt und nimmt im Wesentlichen Vernetzungs- und Koordinationsfunktionen wahr. "Der Erfolg der Integrationsarbeit wird entscheidend von den Kommunen, Vereinen Verbänden, Initiativen und Einrichtungen vor Ort bestimmt", heißt es in der Kreistagsvorlage.Zu Anfang soll das Integrationsprojekt im Kreis von der sogenannten InPact-Projektgruppe des Landes begleitet werden. In dieser von der EU geförderten Gruppe, die sich für die berufliche und soziale Integration von Migranten einsetzt, arbeiten das Mainzer Büro Schneider Organisationsberatung, das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz, die Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Rheinland-Pfalz und die Arbeit und Leben gGmbH — Gesellschaft für Beratung und Bildung zusammen.In der vergangenen Kreistagssitzung bezeichnete Lothar Scherl (CDU) die Frage, ob die Integration von Aussiedlern und Migranten gelingt, als Überlebensfrage. Scherl: "Wir dürfen uns mit der Bildung von Parallelgesellschaften nicht abfinden." Er mahnte an, dass nicht nur das Land, sondern auch die Migranten zur Integration bereit sein müssen.Auch Dieter Burgard (SPD) betonte, wie wichtig das Thema sei. Lokal sei es bisher nur punktuell aufgegriffen worden. Er nannte einige Konfliktfelder wie das vom TV aufgegriffene Thema der Schwimmkurse für muslimische Frauen und den Bau von Moscheen. Zum Teil hätten diese Themen beschämende Diskussionen ausgelöst. Burgard erinnerte daran, dass in vielen Ortschroniken von Auswanderern, die beispielsweise Richtung Südamerika gegangen seien, berichtet wird. Burgard: "Die Auswanderer waren froh, dass sie eine zweite Chance bekamen. Einwanderer hier brauchen dies auch, sie sind mehr als ein demografischer Faktor."Kommunales Wahlrecht und bessere Bildung gefordert

Jutta Blatzheim-Roegler (Bündnis 90/Die Grünen) regte an, einige Punkte, die in den Integrationskonzepten von Bund und Land bislang vernachlässigt wurden, von unten anzustoßen, da sich dort die Auswirkungen zeigten. Als Beispiele nannte sie das Rückkehrrecht und Verbesserungen beim eigenständigen Aufenthaltsrecht für Studierende und Zwangsverheiratete. Auch das kommunale Wahlrecht und eine bessere Bildung ab dem Kleinkindalter sind für sie Themen, die für Migranten eingefordert werden müssten.Heide Weidemann (Vereinigung Bürger für Bürger) stellte fest, dass die Gesellschaft in puncto Integration einiges nachzuholen habe. Sie sieht Chancen, in diesem Zusammenhang die Menschlichkeit wieder zu entdecken.

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