Arbeit ist so wichtig wie das Atmen

WITTLICH. Stillstand zum Start: Bei der Feierstunde zur Gründung des Wittlicher Integrationsunternehmens "Wittegra" standen die Maschinen gestern kurz still. Denn auch die Mitarbeiter feierten "ihren" Betrieb mit den zahlreichen Gästen.

Das Miteinander stand gestern bei der Feier zur Gründung des Integrationsunternehmens "Wittegra" im Zentrum. Damit alle Mitarbeiter und die Festgäste gemeinsam feiern konnten, verstummten die elf Maschinen des Integrationsbetriebs eine Weile. So viel Zeit musste sein für ein Projekt, das der Sozial-Staatssekretär und Behinderten-Beauftragte des Landes, Richard Auernheimer, bei der Feier als "beispielhaft" für das Land bezeichnete. Bei "Wittegra" (für Wittlicher Integrationsunternehmen) haben 43 behinderte und nicht-behinderte Menschen einen Arbeitsplatz in der Produktion von Verpackungen gefunden, die in alle Welt geliefert werden. "Bis zum Jahr 2009 ist geplant, noch etwa 14 neue Mitarbeiter einzustellen", so das Ziel von Geschäftsführer Manfred Brand, der sich über die vielfältige Unterstützung bei der Umsetzung des Projekts freute. Das DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich, ein stiller Teilhaber, und die Firma Huhtamaki aus Alf haben die Firma gemeinsam gegründet und damit eine der größten in Rheinland-Pfalz geschaffen. Sie ist zudem in dieser Größenordnung die einzige, die ein Industrieunternehmen als Gesellschafter hat. Anfang des Jahres haben die Mitarbeiter auf dem Gelände des Überbetrieblichen Ausbildungszentrums in Wittlich die Produktion aufgenommen. Dort bedrucken die 26 behinderten und 17 weitere Mitarbeiter Kunststoffbecher und Becher aus nachwachsenden Rohstoffen. Rund 400 Millionen Stück können bei "Wittegra" im Jahr verarbeitet werden. Bislang erfüllt die Firma Aufträge, die vom Partner aus Alf kommen. Doch Betriebsleiter Albert Hammes sagt: "Wir wollen möglichst auch andere Aufträge übernehmen." Der Landrätin stehen die Haare zu Berge

Mit Interesse schauten sich die zahlreichen Gäste zunächst an, wie das Team seine Aufgaben meistert. Wegen der Hygienevorschriften mussten sich beim Rundgang alle in weiße Einwegkittel und Schutzhauben hüllen. Als die Maschinen zur Feierstunde stillstanden, durften alle die Schutzkleidung ablegen, wobei Landrätin Beate Läsch-Weber mit ihrer Frisur kämpfte: Ihr standen die Haare zu Berge. Als sie nach den Dankesworten Brands und den guten Wünschen und dem Lob des Staatssekretärs ans Mikrofon trat, hatte sie ihre Frisur schon wieder in Ordnung gebracht. "Arbeiten bedeutet atmen für mich, wenn ich nicht arbeiten kann, kann ich nicht atmen", zitierte Läsch-Weber den Maler Pablo Picasso. Arbeit bedeute auch die "Teilhabe am gesellschaftlichen Leben", sagte sie. Genau das sei den Mitarbeitern durch das Engagement aller Beteiligten ermöglicht worden, freute sie sich. Um dieses Unternehmen ins Leben zu rufen, habe man Türen öffnen müssen, bei denen man nicht gewusst habe, was sich dahinter verstecke, erklärte Werksleiter Dietmar Johann von Huhtamaki. Als "stolzer Projektleiter" freute er sich über das Ergebnis dieses Drahtseilakts und feierte mit Mitarbeitern und Gästen das Projekt mit Beispielcharakter.

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