"Arroganz der Macht"

WITTLICH. Überraschend viele Gegenstimmen verteilten die CDU-Delegierten bei den Wahlen zur Kreistagsliste im Hotel Lindenhof in Wittlich. Bürgermeister Otto Maria Bastgen (Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf) fiel sogar im ersten Wahlgang durch; erst im zweiten Anlauf schaffte er den Sprung auf Listenplatz 36.

160 Delegierte aus den Gemeindeverbänden der CDU im Kreis Bernkastel-Wittlich waren zur Aufstellung der Kreistagsliste ins Hotel Lindenhof geladen worden. Es kamen 148, um die Liste für die Wahlen am 13. Juni zu bestimmen. Die Christdemokraten haben das Ziel, ihre absolute Mehrheit von 52,9 Prozent, die sie bei den vergangenen Wahlen im Jahre 1999 errungen hatten, zu verteidigen. "50 plus X", formulierte es Kreisvorsitzender Alex Licht. Der Vorsitzende erwähnte, dass die CDU im laufenden Jahr bis zum Stichtag 17. März einen Mitgliederzuwachs von 56 Personen verbuchen konnte, darunter viele Jugendliche. Licht rief mit deutlichen Worten dazu auf, in den Bemühungen um weitere neue Mitglieder nicht nachzulassen und sich nicht auf dem bisherigen Erfolg auszuruhen. In Grußworten riefen die Europaabgeordnete Christa Klaß und Bundestagsabgeordneter Peter Rauen zu einem engagierten Wahlkampf auf, bei dem die Partei den Kandidaten den Rücken stärken müsse. Rauen: "Jede von uns gewonnene Wahl ist ein weiterer Sargnagel für den immer unlustiger werdenden Bundeskanzler und seine SPD." Rauen wies aber auch darauf hin, wie wichtig es für Kandidaten und Parteimitglieder sei, die Arbeit der Union und ihre Ziele der Bevölkerung mit klaren und verständlichen Argumenten nahe zu bringen. Er spielte damit auf die Reformen und die damit verbundenen Einschnitte an, aber auch auf die Politikverdrossenheit bei den Menschen. Rauen: "Die großen Volksparteien, davon bin ich überzeugt, haben noch einen Wurf frei. Danach steuern wir auf eine große Gesellschaftskrise zu." Zu nominieren hatten die Delegierten 42 Kandidaten und fünf Ersatzpersonen als Nachrücker. Der Kreisvorstand hatte eine Vorschlagsliste vorbereitet, die, so betonte Licht, soweit irgend möglich, die Belange aller Orts- und Gemeindeverbände berücksichtige. Es hätte also ein unspektakulärer Wahlvormittag werden können, der sich nur deshalb so in die Länge zog, weil für jeden Kandidaten eine einzelne und geheime Wahl vorschrieben war. Das Wahlprozedere verlief mehr oder weniger standesgemäß, bis Otto Maria Bastgen, Bürgermeister der VG Kröv-Bausendorf, für den Listenplatz 36 zur Wahl stand. Bei 67 Ja- und 74 Nein-Stimmen ließen die Delegierten Bastgen durchfallen. Damit hatte keiner gerechnet, um so überraschter schien auch das Tagespräsidium auf dem Podium zu sein.Rauen: Hier geht es um die Kreispartei

Alex Licht, Versammlungsleiter und Kreisvorsitzender, rief zu einem neuen Wahlgang für den Listenplatz 36 auf und schlug wiederum Bastgen als Kandidaten vor. Hier schaltete sich Rauen ein und rief die Versammlung mit Nachdruck zur Geschlossenheit auf. Dies sei nicht der Platz, um persönliche Denkzettel zu verteilen, meinte er, sondern es gehe um die Kreispartei. Im zweiten Wahlgang schaffte Bastgen es, mit 86 Stimmen gewählt zu werden. Allerdings enthielten sich 18 Delegierte beziehungsweise gaben ungültige Stimmzettel ab; 38 blieben beim Nein. Die "Abstrafung" für Bastgen sorgte für Diskussionsstoff. "Nach der Niederlage hätte ich meine Kandidatur zurück gezogen", bemerkte ein Delegierter. Bastgen sieht sein Wahlergebnis gelassen. "Die, die was machen und manchmal gegen den Strom schwimmen, werden abgestraft", sagte er dem TV . Das Wahlverhalten deutet er als "Arroganz der Macht". Wichtiger sei ihm das Votum des Bürgers. Bastgen erinnerte daran, dass er bei den beiden vorhergehenden Kreistagswahlen 18 beziehungsweise 22 Listenplätze gutgemacht hat.

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