Attraktiv und schutzbedürftig

BERNKASTEL-WITTLICH. (red/mai) Das Vorkommen der Wildkatze in Hunsrück und Eifel ist einzigartig in Europa. Das Artenschutzprojekt "Wildkatze" soll helfen, die Tiere zu schützen.

Eine junge Biologin legt sich im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz vier Wochen lang auf die Lauer. Im Schutz eines Tarnzeltes gelangen ihr aufschlussreiche Videoaufnahmen von einem "Raubtier", das attraktiv, aber auch sehr scheu ist: der Wildkatze. Die Arbeit der Biologin ist Teil eines Forschungsprojektes, das in Rheinland-Pfalz seit 1994 läuft. Dass das Projekt gerade hier läuft hat seinen Grund: bundesweit ist in Rheinland-Pfalz die größte Population dieser Tierart zu finden. "Wir sind stolz auf diese Tatsache", stellt die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad fest. "Die Wildkatze ist ein wichtiger Indikator für gute Lebensqualität, intakte Natur und die Schönheit unseres Landes." In Eifel und Hunsrück leben jeweils bis zu 1000 Tiere, im Pfälzerwald bis zu 590. In dem Forschungsprojekt werden die Verbreitung der Art und ihre Populationsgrößen sowie die Gefährdungsursachen untersucht. Das Artenschutzprojekt "Wildkatze", an dem außerdem gearbeitet wird, soll helfen, die Tiere zu schützen. Vor 100 Jahren war die Wildkatze in Deutschland beinahe ausgerottet, in den folgenden Jahrzehnten konnten sich isolierte Bestände dank einer ganzjährigen Schonzeit erholen. Bis zu 5000 Wildkatzen leben heute in Deutschland. Der Biologe Dr. Matthias Herrman, der mit den Untersuchungen an der Wildkatze beauftragt ist, erklärt: "Wir haben hier in Rheinland-Pfalz ein europaweites einmaliges Vorkommen der Wildkatze. Durch die starke Vermischung von Wald und Feld stellen Eifel und Hunsrück den besten Lebensraum dar." Aufgrund des günstigen Klimas habe die Wildkatze, die nicht umsonst Symboltier des Hunsrückhauses ist, dort vermutlich überleben können. In dieser Gegend sei die Katze, die sich auch mit Hauskatzen kreuzt, wohl in der größten genetischen Reinheit zu finden.Genetischer Austausch ist sehr wichtig

Damit die Tierart langfristig überleben kann, braucht es genetischen Austausch zwischen den Populationen. Weiterhin sind gliedernde Elemente der Kulturlandschaft wie Hecken und Gehölze für die Tiere sehr wichtig. Straßen stellen häufig unüberwindbare Barrieren dar. Deshalb sieht das Artenschutzprojekt "Wildkatze" in der Errichtung von Grünbrücken und Durchlässen an Straßen ein wichtiges Ziel zur Vernetzung der Lebensräume und damit dem Erhalt der Art. In vier ausgewählten "Wildkatzen-Förderräumen" - einer soll in der Eifel liegen - werden zur Zeit Schutzmaßnahmen im Wald getestet, wie der Verzicht auf neue Wege, die Einrichtung von Lichtungen und das Stehenlassen alter Bäume mit Höhlen, in denen sich meist Mäuse ansiedeln. In einem weiteren Auftrag untersucht Öko-Log an der A 60 in der Eifel, wie gut der eigens für die Katzen entwickelte Zaun die Tiere vor dem Verkehrstod schützt und wie die Durchlässe unter der Autobahn von Wildkatzen angenommen werden. Das vorläufige Fazit des Biologen Matthias Herrman fällt positiv aus: "Das funktioniert sehr gut." Um das Verständnis für die Wildkatzen zu erhöhen, hat das rheinland-pfälzische Ministerin für Umwelt und Forsten eine Broschüre herausgegeben. Die Informationsschrift "Wildkatzen in Rheinland-Pfalz" gibt es kostenlos beim Ministerium für Umwelt und Forsten in Mainz, 06131/164468 oder E-Mail: irina.giesbrecht@muf.rlp.de.

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