Auch Fatia muss Deutschland verlassen

TRABEN-TRARBACH. (sim) Nachdem bereits vor einem Jahr die Großfamilie Simmo in die Türkei abgeschoben wurde (TV berichtete), wurde nun auch am frühen Mittwochmorgen die 24-jährige Tochter Fatia mit ihren zwei Kindern von der Polizei abgeholt und noch am gleichen Tag mit dem Flugzeug in die Türkei gebracht.

Fatia Simmo lebte seit 1990 in Deutschland. Zunächst besuchte sie einige Jahre die Schule und arbeitete anschließend zehn Jahre in einem Traben-Trarbacher Hotel und kümmerte sich auch um einen pflegebedürftigen alten Mann. Nach Auskunft der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich hatte die Familie Simmo elf Jahre lang mit falschen Personalien in Deutschland gelebt. Bei der 15-köpfigen Familie Simmo handele es sich tatsächlich um eine türkischstämmige Familie namens Öney und nicht, wie von ihnen behauptet, um libanesische Bürgerkriegsflüchtlinge. Aufgrund von umfangreichen Ermittlungen seitens der Ausländerbehörde und mehrerer Polizeidienststellen sei erst im Jahre 2001 die wahre Identität der Familie Öney festgestellt worden. Demnach habe sich auch Fatia Öney seit ihrer Einreise in die Bundesrepublik Deutschland mit falschen Personalien aufgehalten. Sie habe trotz des negativ abgeschlossenen Asylverfahrens nicht freiwillig Deutschland verlassen und durch die Angabe falscher Personalien eine freiwillige Ausreise und Abschiebung vorsätzlich verhindert. Die Aktion "Pro Asyl" sieht den Sachverhalt anders. Die Simmos seien, wie noch zehntausende andere, Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon. Höchst zweifelhafte, seit den 20er Jahren in der Türkei fortgeschriebene Personenstandsregister, würden die Grundlage der Abschiebung bilden. Pro Asyl: "Es ist an der Zeit, die arabischen Namen der Flüchtlinge und ihrer libanesischen Herkunft anzuerkennen." Menschen, die seit 20 Jahren in Deutschland leben, hier aufgewachsen und verwurzelt seien, dürften nicht in ein Land abgeschoben werden, mit dem sie nichts zu tun hätten und in dem ihnen keine Perspektiven gegeben seien. Betroffen über die Abschiebung von Fatia zeigt sich Jutta Blatzheim-Roegler, Sprecherin des Kreisverbandes Bernkastel-Wittlich von Bündnis 90/die Grünen. Trotz des Bemühens in den vergangenen eineinhalb Jahren von Seiten politischer und kirchlicher Initiativen, würden die Mühlen des deutschen Rechts scheinbar unaufhaltsam mahlen. Darauf könne man nur mit Unverständnis reagieren. Blatzheim-Roegler: "Die menschliche Seite ist definitiv zu kurz gekommen."

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