Auch Hunde sind wild auf Möhren

WITTLICH. "Alles in der Reih" bei den Säubrennern: Herrliche Gruppen im Festumzug, gut gelaunte Repräsentanten der Stadt, Besuch aus dem Bundestag, köstlicher Bratenduft und "Milljune Leit" auf Markt- und Rummelplatz.

Man trägt sein Festgewand in diesen Tagen, wenn man zum Markt geht. Und das gilt nicht nur für die, die zu den Darstellern des historischen Umzugs gehören, die am Samstagnachmittag die Kirmes mit eröffneten. Die meisten waren alte Bekannte, andere neu in diesem Jahr, zum Beispiel die schmucke Hochzeitergruppe aus Lüxem oder, ganz verblüffend, der Möhrenzuchtverein aus dem belgischen Berlotte, der später im Rathaus dem Bürgermeister eine ehrenvolle Möhrenauszeichnung an den Kragen heftete. "Unkraut zupfe - Unkraut zupfe - Möhr - Möhr - Möhr!" lautet der rhythmisch intonierte Kampfspruch dieser Gesellschaft. Den Mitgliedern hätte sicher gefallen, was Konrad Bungert auf dem Marktplatz demonstrierte: In Wittlich fressen nicht nur die Schweine Möhren, nein, auch die Hunde lieben dieses Gemüse, zumindest seine Marlene, die ganz wild war auf Futter aus der Möhren-und-Lauchzwiebel-Kette des Stecha-Matthes alias Adi Kaspari. Bürgermeister Ralf Bußmer, Beigeordnete und der Stadtrat führten den Umzug an. Auch Wengerohrs Ortsvorsteher Theodor Brock war nach schwerer Krankheit wieder aufgetaucht. Seinen Rollstuhl schob Parteifreund Michael Präder durch die Gassen. Lautstark präsentierten sich die Fünfzigjährigen, die ihre immer noch vorhandene Beweglichkeit unter Beweis stellten und vor den Honoratioren auf der gut gefüllten Bühne ein kleines Tänzchen aufführten. Zu einem Zwischenfall kam es, als eines der Pferde stürzte. Bußmer verkündete wenig später, dass Ross und Reiter sich nicht nennenswert verletzt hatten. Ohne Zwischenfall verlief der Besuch des Heiligen Rochus: Mit einem frischen Blumensträußchen, das Näschen ordnungsgemäß geputzt, verfolgt er das Kirmesgeschehen zu seinen Füßen. Ordnungsgemäß wurden auch die ersten Säue eingeholt und vom Bürgermeister und seinen weiß-bekittelten Beigeordneten angeschnitten. Unter den fachmännischen Augen des Röstmeisters wanderten sie auf direktem Weg an den Spieß, der am Saubratenzelt eine unvorstellbare Hitze ausströmt. Vorsicht also mit den Gasluftballons, Funkenflug nicht ausgeschlossen! Saubraten zum Vorjahrespreis

"Gute Gespräche" hatte Bußmer beim Empfang im Rathaus gewünscht, zu dem mit Elke Leonhard diesmal ein Bundestagsmitglied angereist war. Dann strömten die städtischen Helferinnen hinunter auf den Markt und servierten den köstlichen Braten, um den sich schließlich alles dreht in diesen Tagen. In diesem Jahr wird er zum Vorjahrespreis von 3,60 Euro verkauft. Wer's weniger üppig mochte, begnügte sich mit der Sonderedition des Säubrenner Stägkens, der am Pariser Platz (Info-Stand der Stadt) reißenden Absatz fand. Dazu ein Gläschen Wittlicher Wein, von dem längst nicht mehr nur die Einheimischen wissen, dass er den Kollegen von der Mosel in nichts nachsteht, und weiter ging es an den in der ganzen Innenstadt verteilten Ständen. Wer nicht aufpasste, stolperte allerdings am Samstagnachmittag mit Weinglas und Fettfingern über die Hosen und Blusen eines findigen Geschäftsmanns gegenüber des Rathauses, der wie auch einige seiner Kollegen die Ankündigung, künftig bis 16 Uhr die Geschäfte zu öffnen, bereits in die Tat umgesetzt hatte. Echter Wittlicher griffen dies gerne auf und diskutierten unter freiem Himmel weiter über zwei der Lieblingsthemen der Stadt: Die Neustraße und einheitliche Öffnungszeiten. Wenig zu tun an den ersten beiden Kirmestagen hatte die Polizei: Nach einigen kleineren Schlägereien, bei denen es nach Angaben der Polizei zu keinen nennenswerten Verletzungen gekommen war, und einer geklauten Fahne beim Restaurant Daus verlief der Samstag friedlich.

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