Auf Rachtiger Töne verstehen sie sich

Mit "selwa geschriewene Mundartsongs, Blödsinn un Klamauk rund um Rocht und die Musel" begeisterten Stefan Morbach, Stefan Becker und die "Rochta Lempes Pläerza" rund 180 Zuschauer im Zeltinger Schorlemerhaus. Nach einem vierstündigen Programm bedankte sich das begeisterte Publikum stehend mit Beifall.

Bernkastel-Kues. "Das ist einwandfrei", findet Wolfgang Ehses aus Wehlen. Schließlich sei es kein Wetter, um im Garten zu sitzen. "Es kann nur noch schön werden!", prophezeite er, und er sollte Recht behalten. Wie rund 180 Gäste im Rosenburgsaal des "Kelterhauses Schorlemer" in Zeltingen tauchte auch er in die Welt der Mundart ein."Steff und Mob" sind in der Szene längst bekannt. Ihren musikalischen Ursprung haben sie in der Fastnacht, bei der sie mit "selwa geschriewenen Mundartsongs" erste Fans sammelten. Sie spielen Live-Musik mit Gitarre und Keyboard und singen in eher fetziger Weise. Ohne Aufwärmphase waren die Zuschauer von Anfang an voll dabei. Bei der "Grieweschmalzschmeer" oder "Bleif lein" unterstützte der große Zuschauer-Chor die Mundartbarden.Ernst oder doch nicht so ernst, aber immer in Moselfränkisch brachten sie ihre Lieder rüber. Dieses Genre verstehen auch die "Rochta Lempes Pläerza", eine neunköpfige Gesangsgruppe des Chorgesangs "Cäcilia" Rachtig unter der Leitung von Josef Thiesen, aufs Trefflichste. Sie entpuppten sich fünfstimmig als geschickte Handwerker, sangen den "Weda-Blues" und gaben angesichts des starken Niederschlags an diesem Abend den passenden Tipp: "Hol die Kinna run, mach die Speicherfinster zo, et räint". Nicht lange ließen sie sich um ihren Gassenhauer, den "Bellisch-Danz" bitten.Dank einer kurzweiligen Moderation erfuhr das Publikum, dass bei der Schöpfungsgeschichte nicht nach sieben Tagen Schluss war. Denn am neunten Tag hat der Herrgott die Dialekte gemacht.Egal, wo die Zuschauer her kamen, Spaß hatten sie alle. "Ich verstehe zwar nicht alles, aber es ist trotzdem schön", sagte Simone Höfer aus Kleinzschepa bei Leipzig. "Die Atmosphäre ist toll, weil alle so mitmachen.""Die sind richtig gut", findet Kati Morbach aus Rachtig, "einfach, weil es Rachtiger Origniale sind", und Günter Lauer fügt hinzu: "Sie bringen die Themen aus Zeltingen-Rachtig und aus der Gegend lebendig rüber."Den Mosel-Reggae "Scheen hei" mit "eich bleiwen hei" haben alle wörtlich genommen. Nach vier Stunden Unterhaltung ernteten die Akteure lautstarke Zugabe-Rufe und stehenden Beifall. Gern sangen alle gemeinsam zum Finale "Am Samsdach geft die Stroß gekehrt". "Das war ein schöner Abend", sagte Wolfgang Ehses. "Bewundernswert, dass man so Leute hat, die so was machen."

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