Auf Umwegen zum Ziel

LANDSCHEID. Einen durchaus seltenen Bildungsweg hat Sonja Wagener aus Landscheid gewählt: Erst hat sie die Hauptschule Sehlemet besucht, dann das Balthasar-Neumann-Technikum, wo sie ihr Abitur machte. Danach hat sie eine Ausbildung gemacht, und seit kurzem ist die 24-Jährige Studentin in Trier.

Es ist die große Frage im Leben eines jeden Schülers: Was mache ich nach der Schule? Welcher Beruf passt zu mir? Ist eine mögliche Antwort darauf gefunden, dann bestimmt der Schulabschluss, ob man diesen Beruf auch erlernen kann. Die mittlerweile 24-jährige Sonja Wagener aus Landscheid befand sich erstmals 1997 in dieser Situation. Die Hauptschule Sehlemet hatte sie erfolgreich nach dem zehnten Schuljahr abgeschlossen, nun wollte Sonja eine Lehre beginnen - fand aber keinen Ausbildungsplatz.Neue Schule, große Umstellung

"Bis ich etwas gefunden hatte, wollte ich weiterhin zur Schule gehen", erzählt Sonja Wagener. Da ihr vor allem technische Fächer sehr liegen, begann sie auf dem Balthasar-Neumann-Technikum in Trier die Oberstufe mit den Leistungsfächern Metalltechnik, Mathematik und Geschichte. Der Wechsel der Schulart war für sie eine enorme Umstellung: Wurde man in der Hauptschule noch stark geführt, war die Oberstufe für Sonja die erste Erfahrung selbstständigen Lernens. "Das Tempo im Technikum war doppelt so hoch im Vergleich zur Mittelstufe. Die Themen wurden nicht nur zusammengefasst, sondern auch diskutiert, analysiert und interpretiert", sagt die Landscheiderin. Mit ihren neuen Mitschülern hatte sie keine Probleme, einige Lehrer seien ihr jedoch mit Vorurteilen als ehemalige Hauptschülerin begegnet. "Die große Umstellung und einige schlechte Kursarbeiten führten leider dazu, dass ich die elfte Klasse wiederholen musste", erzählt sie. Trotz dieser Ehrenrunde ließ sich Sonja nicht entmutigen: Mit einem respektablen Schnitt von 3,5 machte sie ihre Hochschulreife. Heute ist Sonja Wagener fest davon überzeugt, dass viele Hauptschüler das Abitur schaffen können. "Viele geben sich damit zufrieden, das neunte Schuljahr geschafft zu haben. Wer aber wirklich etwas erreichen will und voll dahinter steht, kann es auch in der Oberstufe schaffen", sagt die ehrgeizige junge Frau. Nach ihrem Abitur 2001 entschied sich die Landscheiderin für eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin. Und sie kann das Lernen nicht lassen. Seit kurzem ist sie Studentin an der Universität Trier. Mit dem Studium der Ägyptologie und Geschichte erfüllte sie sich einen Traum. "Genau das zu lernen, was man will, ist sehr spannend und interessant", sagt sie. Ihr erster Tag an der Universität Trier im April diesen Jahres sei sehr chaotisch gewesen: "Erst nach ein paar Tagen hatte ich meinen Stundenplan und konnte richtig loslegen."

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