Auf Willibrords Spuren

BERNKASTEL-KUES. Wenn sieben Bischöfe zusammentreffen, ist ihnen normalerweise große Aufmerksamkeit sicher. Sieben Würdenträger der alt-katholischen und der anglikanischen Kirche durchwandern die Region derzeit, aber ohne viel Rummel zu erzeugen.

In Deutschland gehören etwa 26,5 Millionen Menschen der römisch-katholischen Kirche an. Dass es auch ein Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland gibt, dürfte nicht allzu vielen Leuten bekannt sein. Schließlich zählt dieses Bistum, über das ganze Land verteilt, nur etwa 25 000 Mitglieder. Die Gläubigen bekennen sich zur Vielfalt und zu den wesentlichen Lehren und Institutionen der alten ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends. Die Kirche hat ihren Ursprung in verschiedenen innerkatholischen Reformbewegungen. So erkennen die Alt-Katholiken - aus ihrem Gewissen heraus - die Unfehlbarkeit des Papstes nicht an. Entstanden sind die Kirchengemeinden nach dem Ersten Vatikanischen Konzil im Jahr 1870, bei dem beispielsweise die Unfehlbarkeit des Papstes zum Dogma erhoben wurde. Seit 1931 gibt es eine Gemeinschaft mit der anglikanischen Kirche. Seit 1985 besteht eine Vereinbarung mit der Evangelischen Kirche Deutschlands über die gegenseitige Teilnahme an der Eucharistiefeier. Größte augenfällige Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche: Frauen sind seit 1994 zu allen ordinierten Ämtern zugelassen. Einen Zölibat gibt es nicht. Die meisten Geistlichen sind verheiratet und haben Kinder. Auch Joachim Vobbe, einziger Bischof der Alt-Katholiken in Deutschland, trägt einen Ehering am Finger und ist zweifacher Vater. Gemeinsam mit sechs anderen Bischöfen ist er derzeit auf den Spuren des Heiligen Willibrord unterwegs. Hintergrund ist die Gemeinschaft mit der Anglikanischen Kirche, die seit 75 Jahren währt. Der Heilige Willibrord, der aus England stammt und in Echternach (Luxemburg) starb, wird von beiden Kirchen verehrt. Von Bernkastel-Kues, dem Geburtsort von Nikolaus von Kues, dessen Lehre Vobbe schätzt, ging es zuerst nach Klausen. Am zweiten Tag stand eine Etappe von Kyllburg nach St. Thomas auf dem Programm. Heute, Samstag, geht es nach Echternach. Dort findet ein Treffen mit Laien statt. Untergebracht sind die Bischöfe aus Gibraltar, Utrecht, Polen, Österreich und der Schweiz in Himmerod. Die Stationen zeigen, dass es zumindest von dieser Seite keine Berührungsängste mit der römisch-katholischen Kirche gibt. Bischof Vobbe weilte 2001 bei den Feierlichkeiten zum 600. Geburtstag von Nikolaus Cusanus in Bernkastel-Kues. Cusanus sei ein Verfechter der Ökumene gewesen, sagt Vobbe. "Auch uns ist die Ökumene ein wichtiges Anliegen", betont er.

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