Auf dem "Camping" herrscht wieder Leben

Zeltingen-Rachtig · Der alte Campingplatz von Zeltingen-Rachtig ist Geschichte, der neu eröffnete Wohnmobilstellplatz ist die Zukunft: Während Ortsbürgermeister Manfred Kappes davon spricht, dass der Platz gut angenommen werde, hoffen die Geschäftsleute noch auf stärken Betrieb an den Werktagen.

 Und Prost: Den aus Frankreich angereisten Wohnmobilisten Jean-Pierre und Annick Béziand (hinten) sowie Michel und Danielle Aumonier gefällt der Stellplatz in Zeltingen-Rachtig. TV-Foto: Ursula Schmieder

Und Prost: Den aus Frankreich angereisten Wohnmobilisten Jean-Pierre und Annick Béziand (hinten) sowie Michel und Danielle Aumonier gefällt der Stellplatz in Zeltingen-Rachtig. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Zeltingen-Rachtig. Für die Menschen im Ort wird der Platz wohl noch einige Zeit "der Camping" bleiben. Dass nun Wohnmobile am Moselufer von Zeltingen-Rachtig parken, ist noch gewöhnungsbedürftig.
Immerhin prägte der im Oktober geschlossene Campingplatz (der TV berichtete) mit seinen Zelten und Wohnwagen über Jahrzehnte das Ortsbild mit. Doch inzwischen ist es unverkennbar, dass dort nun neue Zeiten angebrochen sind. Denn der neu angelegte Platz, der vor wenigen Wochen öffnete, erweist sich als gefragte Anlaufstelle.
Platz für 60 Wohnmobile


"Es läuft jetzt - der Platz wird angenommen", sagt Ortsbürgermeister Manfred Kappes auf TV-Nachfrage. Auch dank der Feiertage seien gute Wochenenden zu verzeichnen gewesen. Und das ist für ihn erst einmal das Wichtigste nach den vielen kritischen Äußerungen der vergangenen Monate. Denn die Entscheidung des Ortsgemeinderates, den Campingplatz zu schließen, brachte Unverständnis bei den Gästen und Geschäftsleuten mit sich.
Bäcker und Lebensmittelhändler befürchteten Umsatzeinbrüche. Kritisiert wurde auch, dass der seit November geräumte Platz nicht eher für die schwereren Wohnmobile befestigt wurde, sondern sich die Arbeiten bis ins Frühjahr zogen.
Kappes steht jedoch hinter der Ratsentscheidung und der Vorgehensweise. "Den Campingplatz zu sanieren und mit neuen Toiletten und Duschen auszustatten wäre teurer geworden", sagt er. Konkret geht er von einer mittleren fünfstelligen Investitionssumme aus. Sanitär-Container, von denen je einer für Frauen und für Männer hätte bestellt werden müssen, seien für unter 20 000 Euro kaum zu haben. Dazu kämen die Anschlusskosten. Außerdem hätte der Platz ohnehin saniert werden müssen - wenn auch nicht in dem Umfang wie es nun geschehen sei.
Eine Firma modellierte das mit Schotter befestigte Gelände für 8647 Euro. Auch für den Campingplatz wäre erforderlich gewesen, die Stromversorgung zu modernisieren, sagt Kappes. Ganz entscheidend war für den Rat jedoch, dass sich die Gemeinde nun mehr Leben auf dem für 50 bis 60 Wohnmobile angelegten Gelände verspricht. Denn von den 25 bis 28 Dauercamper-Plätzen waren laut Kappes an den Wochenenden oft nur 10 bis 15 belegt. Solchen Campingplätzen fehle der Nachwuchs. Kappes: "Junge Leute legen sich nicht unter die Brücke."
Vertrauen auf Einnahmen


Nicht zuletzt soll sich die erhoffte Belebung positiv auf die Einnahmen der Gemeinde auswirken. Während bisher auch ein Pächter von den Einnahmen leben musste, fließen nun 100 Prozent in die Kasse der Gemeinde, die zwei geringfügig Beschäftigte einstellte, um die Stellplatzgebühr zu kassieren.
Auf den Tourismus angewiesene Betriebe können vorerst aber nur hoffen, dass der Platz boomen wird. Bäcker Bernd Kunsmann, der noch im April "eine finanzielle Katastrophe" für Unternehmen befürchtete, will aber positiv nach vorne schauen. "Man muss einfach abwarten, wie das angenommen wird", sagt er. Kunsmann ist froh, "dass überhaupt etwas passiert ist".
Der frisch eingesäte Platz sei zwar noch nicht schön. Doch über die Feiertage sei er gut belegt gewesen, was er sofort an der Resonanz gemerkt habe. Wenn dort Gäste seien, kämen sie auch immer in seine Bäckerei. Problematisch seien die Werktage. Manchmal parke kein einziges Auto am Stellplatz. Daher hofft er, dass der Platz nach und nach verschönert wird. Angesichts der Vielzahl solcher Stellplätze an der Mosel müssten einzelne schon etwas bieten, um sich von anderen abzuheben.
Die Touristen Jean-Pierre und Annick Béziand sowie Michel und Danielle Aumonier, zwei Ehepaare aus Frankreich, sprechen zwar kaum Deutsch, doch ihre Gesten sind eindeutig. Ihnen gefällt das Gelände in unmittelbarer Moselnähe. Ihr Besuch soll aber erst der Anfang einer neuen Ära auf dem "Camping" sein.

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