Auf den Mast, runter mit dem Stahl

WITTLICH. Es sieht spektakulär und gefährlich aus, doch für die in 50 Metern Höhe arbeitenden Elektro-Monteure ist es ganz normaler Alltag: Im Auftrag der RWE sanieren sie den Strommast bei der Autobahnauffahrt "Mitte" in Wittlich. Es folgen Masten in Bausendorf und Beuren.

In Schwindel erregender Höhe arbeiten vier Männer auf einem Strommast beim Wittlicher Industriegebiet nahe der Autobahn-Auffahrt. Von unten geben zwei Kollegen neue Stahlteile über eine Seilwinde an, die der Kolonnenführer an seinem Wagen befestigt hat. Langsam steuert er das Fahrzeug rückwärts, so dass die Stahlteile langsam in die Luft steigen, bis sie auf etwa 30 Meter Höhe ankommen und von den dort arbeitenden Männern entgegengenommen werden. Da muss jeder Handgriff sitzen, die Teile dürfen nicht wild herumschlenkern. "Mulmig ist einem da oben nicht mehr", sagt Kolonnenführer Stephan Grünwald von der Firma LTB Leitungsbau, die von der RWE mit den Mast-Sanierungsarbeiten beauftragt ist. Schließlich seien die Männer ja gesichert und an ihren Job in bis zu 50 Metern Höhe gewöhnt. Die Arbeiten an den Strommasten in Wittlich und Umgebung sind Bestandteil des seit 2001 laufenden Sanierungsprogramms der RWE. Dabei werden Teile der Mast-Konstruktion, die aus dem in Verruf geratenen Thomas-Stahl gefertigt sind, ausgebaut und ersetzt. Vor allem in den 60-er Jahren wurde der spröde werdende Thomas-Stahl verwendet, der hauptsächlich im Saarland und in Luxemburg produziert wurde. Welche verheerenden Folgen poröse Strommasten mit sich bringen, wurde Ende vergangenen Jahres beim Strom-Chaos in Nordrhein-Westfalen deutlich. Dort waren 50 Masten unter Schneelast wie Streichhölzer eingeknickt (der TV berichtete). "Bis Ende diesen Jahres wollen wir alle Priorität-1-Masten ausgetauscht haben", sagt Rolf Lorig, Pressesprecher der RWE in Trier. Mit oberster Priorität ausgetauscht würden vor allem die Masten, die nahe an Wohn- oder Industriegebieten stehen - wie der bei der Autobahnauffahrt in Wittlich. Bei der Leitung, die über den sanierungsbedürftigen Mast verläuft, handelt es sich nach Angaben der RWE um ein 220 000-Volt-System, das von der Umspannanlage Wittlich zur Umspannanlage Niederstedem führt. Je nach Mast werden eineinhalb bis fünf Tonnen Stahl ausgetauscht. Drei bis vier Tage ist ein Trupp von sechs bis sieben Männern mit den Austausch-Arbeiten an einem Mast beschäftigt. "Wir arbeiten nach Plänen, in denen genau vermerkt ist, welche Querverstrebungen und sonstigen Stahlteile wir austauschen sollen", erklärt Kolonnenführer Grünwald. Sind die Arbeiten in Wittlich abgeschlossen, stehen weitere Masten in Bausendorf und Beuren an. Bis zum Jahr 2015 will die RWE neben den Priorität-1-Masten auch alle weiteren Strommasten saniert haben, bei denen Thomas-Stahl verwendet wurde. Diese Sicherungs- und Sanierungsmaßnahme kostet den Konzern rund 550 Millionen Euro.

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