"Auf der Abschussliste"

NEUMAGEN-DHRON. In der beschaulichen Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron gibt es zur Zeit nur ein Gesprächsthema: Das rüpelhafte Verhalten ihres Bürgermeisters Hans Werner Schmitt (der TV berichtete).

Morgens um 10 Uhr in Neumagen-Dhron. Die Sonne scheint. Menschen kommen mit Tüten bepackt vom Einkaufen. Touristen bewundern das römische Weinschiff. Und in einem Vorgarten werkeln drei ältere Frauen. Alles ist wie an jedem Spätsommertag - bis auf das Gesprächsthema. Das wird nur noch von den Fehltritten des VG-Bürgermeisters Schmitt bestimmt. Egal, ob beim Metzger oder in der Bäckerei.Christel Basten kommt gerade vom Friseur. Auch dort wurde über Schmitt diskutiert. Die Neumagenerin hat sich ihre Meinung gebildet: "Er hätte sich wohl besser aus der Sache raushalten sollen. Ich mag ihn dennoch. Das ist doch nur menschlich. Ich hab ihn damals gewählt, aber viele würde es bestimmt freuen, wenn er jetzt sein Amt verliert. Meiner Meinung nach sollte er sich entschuldigen, und damit sollte die Geschichte erledigt sein."Etwas kritischer sieht Nicole Herrmann die Angelegenheit: "Wenn Schmitt nicht VG-Bürgermeister wäre, hätte sich vermutlich niemand für diesen Fehltritt interessiert. Aber ein Mann in seiner Position sollte sich einfach besser unter Kontrolle haben."Einer, der Hans Werner Schmitt persönlich kennt, aber nicht mit Namen genannt werden möchte, erzählt: "Bereits vor 14 Tagen auf dem Pfarrfest in Neumagen hat Schmitt, nachdem er schon gut einen getrunken hatte, erwähnt, dass er 2004 Neumagen verlassen werde." Er denkt, dass Schmitt als VG-Bürgermeister überfordert sei. "Die Bürger wollten mal frischen Wind in die Politik bringen. Das ist allerdings gehörig schief gegangen."Horst Rogowski aus Neumagen hält hingegen an seinem Bürgermeister fest. "Er soll jetzt bloß nicht aufgeben. Allerdings gibt es viele, die ihn mit allen Mittel loswerden wollen." Schmitt stehe seit längerem "auf der Abschussliste". "Bei der Cliquen-Wirtschaft, die vorher am Ruder war, wäre so ein kleiner Fehltritt einfach unter den Teppich gekehrt worden."Von Schmitt enttäuscht ist Martina Heintz, Angestellte des Handarbeiten- und Zeitschriftengeschäfts. "Als Bürgermeister hat er eine Vorbildfunktion - ähnlich wie Eltern für ihre Kinder." Ob er wegen seines Verhaltens bestraft werden sollte, dazu will sie sich nicht äußern. "Dafür müsste ich die Situation besser kennen."Sie hat allerdings eine Befürchtung: "Hoffentlich wirft das nicht die Diskussion auf, ob die Verbandsgemeinde aufgelöst werden soll."

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