Auf der Mosel, über der Mosel

TRIER/BERNKASTEL-KUES. Fotoapparate werden gezückt, Radfahrer bremsen plötzlich, Touristen winken – dies alles passiert, wenn Norbert Klippel auf und über der Mosel unterwegs ist. Denn er steuert kein Boot, sondern ein Wasserflugzeug.

In Kanada sind Wasserflugzeuge fast ein normales Verkehrsmittel, in Deutschland sind sie eine Rarität, an der Mosel ist Klippel der Einzige, der die Erlaubnis besitzt, mit ihnen aufs Wasser zu gehen und in die Luft zu steigen. Auf die Idee, Wasserflugzeuge auf der Mosel starten und landen zu lassen, kam er im Mutterland des Wasserfliegens. In Kanada war er als Wasserflugzeuglehrer tätig und merkte, dass viele seiner Schüler aus Deutschland kamen. Doch die Idee auch in die Tat umzusetzen, war nicht einfach. Nicht nur die Bürokratie war anfangs ein Hindernis, auch das geeignete Flugzeug zu finden, war ein Problem. "Ich habe fünf Jahre gesucht, bin extra öfter in die USA und nach Kanada geflogen, habe aber nie etwas Geeignetes gefunden." Fündig wurde Klippel schließlich bei einem Wasserfliegertreffen im Land der Seen - in Finnland. "Erst wollte der Besitzer nicht verkaufen, aber nach ein paar Flaschen Mosel-Riesling hatte ich ihn letztendlich umgestimmt." Die mit Hilfe des Weins erstandene Piper PA-18A, Baujahr 1953, brachte er mit vier Zwischenstopps sicher an die Mosel. Motoren faszinieren ihn, oder wie sollte man sich das sonst erklären, dass Klippel der Einzige in ganz Deutschland ist, der Fahrlehrer, Fluglehrer und Schifffahrtslehrer in einer Person ist. Der Name seiner Fahr- und Flugschule in Föhren am Flughafen deutet es schon an: "drive and fly - zu Land, Wasser und in der Luft". Auch ist der begeisterte Flieger deutschlandweit der einzige Ausbilder für Wasserflugzeug-Piloten. "Die Lizenz ist sehr begehrt, sie muss auch alle zwei Jahre durch eine Überprüfung erneuert werden", erklärt Klippel. Seine Hauptkundschaft sind Piloten großer Verkehrsflugzeuge, die während ihrer Pilotenausbildung in Nordamerika auf den Geschmack der Wasserfliegerei gekommen sind und ihren Schein nun erneuern wollen. Derzeit boomt bei Klippel das Geschäft mit der Ausbildung am Wasserflugzeug. "Ich wußte gar nicht, dass es so viele Menschen in Deutschland mit einer Wasserfluglizenz gibt", erzählt er. Die erfahrenen Piloten seien fasziniert vom Wasserfliegen an der Mosel, gerade das Eintauchen mit dem Flugzeug von den Weinbergen in das Moseltal sei etwas ganz Besonderes und nicht zu vergleichen mit dem Fliegen am See. Das Wasserfliegen sei nur etwas für Profis mit viel Erfahrung, warnt Klippel, denn insbesondere die Seitenwinde seien beim Wasserfliegen tückisch. Man merkt, Norbert Klippel ist so etwas wie der Pionier des Wasserfliegens in Deutschland, deshalb beschränkt er sich nicht nur auf die Ausbildung. Auch an den Flugzeugen wird getüftelt. Sein neuestes Projekt ist der Wasserflug mit einem Ultraleichtflugzeug. Noch läuft das Erprobungsprogramm, im März wird es abgeschlossen sein, und dann wird man wahrscheinlich öfter einen Ultraleichtflieger auf der Mosel starten und wassern sehen. Ein Problem bei den Ultraleichtflugzeugen ist das Gewicht. Die handelsüblichen Schwimmer, die in der Fachsprache "Floats" genannt werden und die Räder ersetzen, wiegen 58 Kilo. Bei diesem Gewicht ist kaum noch Spielraum für den Co-Piloten. Auch dafür hat Klippel schon eine Lösung: Er und sein Team haben es jetzt geschafft, Floats zu entwickeln, die zehn Kilo leichter sind als die von der Konkurrenz. Bald sollen sie produziert werden. Seit Jahren genießt "fly & drive" in der Welt der Flieger einen guten Ruf, nicht nur wegen ihrer Ausbildung und der Rundflüge, sondern auch wegen Weiterentwicklungen und der Vermarktung von Flugzeugen ist die Firma in ganz Deutschland bekannt.

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