"Auf diesem Fest ist Platz für alle"

BERNKASTEL-KUES. Mulitkulturelles Treffen auf der Burg Landshut: Etliche Familien waren der Einladung zur Weihnachtsfeier mit ausländischen und deutschen Mitbürgern gefolgt, zu der das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage eingeladen hatte.

Mehr als 40 Menschen mit Geburtsorten in Uganda, China, Russland oder der Türkei hatten sich am zweiten Weihnachtsfeiertag zu einer gemeinsamen Feier ausländischer und deutscher Mitbürger auf der Burg Landshut eingefunden. Eingeladen dazu hatte der Verein "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage". Während für einige der Gäste Deutschland schon vor Jahrzehnten zur Heimat wurde, fassten andere erst vor wenigen Monaten hier Fuß.Gäste lernen deutsche Festbräuche kennen

Was sie jedoch verband, war der Wunsch, weihnachtliches Brauchtum ihrer Wahlheimat zu pflegen. Und zwar mit allem, was dazu gehört: Vom Weihnachtsbaum schmücken und dem Vortragen von Gedichten und Erzählungen über die Bescherung bis zu Christstollen, Plätzchen und Glühwein. Dies alles inmitten eines stimmungsvollen Rahmens, dessen musikalische Gestaltung ein Streichensemble der Kreismusikschule übernommen hatte. Peter Mohrs, Karoline Roth, Elisabeth und Angelika Günther sowie Heidi Müllen und Karin Klein boten mit den bekanntesten Weihnachtsliedern reichlich Gelegenheit zum Mitsingen, was Gäste und Organisatoren bereitwillig annahmen. "Wir wollten die ausländischen Mitbürger an den deutschen Gebräuchen und Traditionen teilnehmen lassen", erläuterte Paul Resch die Idee des Vereins. Ziel der von allen Parteien unterstützten Initiative sei daher eine Weihnachtsfeier "nicht für, sondern mit" diesen Neubürgern gewesen. In den vergangenen Monaten hätten auch die vom Bündnis organisierten Länderabende deutlich gemacht, dass Unterschiede kein Anlass zur Abgrenzung sind. Johannes Schneider, Vereinigung Bürger für Bürger (VBB) und an diesem Nachmittag Vertreter des Kreises, betonte, das Fremde könnte auch als Chance gesehen werden. Wofür er auf arabische Zahlen, die aus Südamerika stammende Kartoffel und die gemeinsame Wurzel der großen Religionen hinwies. Bei den Geladenen fand die Feier großen Zuspruch. "Ich finde das toll", freute sich Elizabeth Tayoleke, die mit Ehemann Samson - beide in Uganda geboren - seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebt. Besonders gefallen hatte ihnen das gemeinsame Singen, das auch in ihrer Familie mit dem Heranwachsen der beiden Kinder seltener geworden sei. Am Tisch nebenan beobachtete Nathalie Namoeva das fröhliche Treiben ihrer Sprösslinge. "Die Kinder sind glücklich", freute sich die Georgierin, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt, über das Lachen von Kristina und Macho. "Es gefällt mir in Bernkastel, ich fühle mich wohl", stimmte ihr Marina Heidisch zu, die vor zehn Jahren aus Russland übergesiedelt war. Ein großes Plus in ihren Augen: "Hier spürt man Leben". In der geselligen Runde vertraten Thomas und Michaela Scholl die ebenfalls geladenen deutschen Bürger. Dass diese nicht zahlreicher gekommen waren, fand der Veldenzer schade. Ein wenig anders hatte sich auch Yildiz Öngören die Feier vorgestellt. Der in der Türkei geborene und heute in Bergweiler wirkende Bildhauer hatte das Verbindende zwischen Musik und Anekdoten vermisst und mehr Kontakte oder ein näheres Zusammenrücken gewünscht. Dennoch sei das Fest "ein Gewinn". Dem pflichtete der in Allenbach lebende Puppenspieler Günther Cremer, bei. "Hier ist Platz für alle, die hier zusammen kommen", sinnierte der "Pole Poppenspäler" beim Gedanken an die von "Kontaktschwierigkeiten" geprägte Herbergssuche in Bethlehem. Er und Begleiterin Wong Yen, eine Chinesin, fühlten sich auf jeden Fall entschädigt für den weiten Weg vom Hunsrück an die Mosel.

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