Aufschiebung der Abschiebung

WEHLEN. Das Schicksal einer vietnamesischen Familie aus Wehlen hat viele Menschen in der Region dazu bewegt, sich einzusetzen. Die Arbeitgeber des Ehepaares, Politiker und auch die Kreisverwaltung loten zurzeit ihre Möglichkeiten erneut aus.

Entweder sie gehen freiwillig nach Vietnam zurück oder die Abschiebung wird eingeleitet. Das ist die Wahl, vor der die Familie Hoang/Nguyen steht. Die Situation scheint ausweglos zu sein. Alle rechtlichen Mittel sind ausgeschöpft.Trotzdem gibt es viele Menschen im Kreis, die die Hoffnung nicht aufgeben wollen. "Zu sagen, es geht nichts mehr, würde ja bedeuten, den Kopf in den Sand zu stecken und zu resignieren", sagt Gertrud Weydert, die Ortsvorsteherin von Wehlen. "Wenn alle an einem Strick ziehen, können wir noch etwas erreichen."Nach der Berichterstattung im TV meldeten sich auch viele Wehlener Bürger bei ihr. "Sie sind bestürzt und haben ihre Hilfe angeboten." Auch auf politischer Ebene will Weydert aktiv werden. Ein Brief an das Innenministerium ist bereits aufgesetzt, denn nur noch mit Hilfe der Landesregierung kann die Abschiebung verhindert werden.Briefe an Walter Zuber als letzte Chance

Das sieht die Grünen-Kreisvorsitzende Jutta Blatzheim-Rögler genauso. Daher hat sie sich schriftlich im Auftrag des Vereins "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" mit der Bitte um eine Härtefall-Prüfung an Walter Zuber gewandt: "Wir sind der Überzeugung, dass man nicht einfach wegschauen darf oder sich auf die geltenden Gesetze zurückziehen darf. Eine Abschiebung ist mit unseren ethischen und christlichen Grundsätzen nicht vereinbar."Zudem hat sie ihre Politikerkollegen zur Unterstützung aufgerufen: die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag Rheinland-Pfalz, Ise Thomas, den Grünen-Bundesvorsitzenden Reinhard Bütikofer und die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Staatsekretärin Marieluise Beck, sowie die regionalen Landtagsabgeordneten Günter Rösch, Dieter Burgard, Alexander Licht und den Bernkasteler Bürgermeister Wolfgang Port.Genau wie die Politikerin kämpfen auch auch die Arbeitgeber des Ehepaares, Markus Reis und Klaus Windhäuser, weiter. Als 1. Vorsitzender des Vereins "Hotel- und Gastronomievereinigung Zeltingen-Rachtig" weist Reis in seinem Bittschreiben an das Iinnen- und an das Wirtschaftsministerium zum einen auf die menschlich dramatische Situation der Familie hin, stellt aber auch die Untragbarkeit der Situation für einen Arbeitgeber von nicht-europäischen Ausländern dar. "Mittelständische Gastbetriebe leiden enorm unter dem Damoklesschwert "Ausreise guter Mitarbeiter". Es muss endlich Schluss sein damit, Betriebe derart zu destabilisieren. Gerade in einer von einem gutem Hotel- und Gastgewerbe abhängigen Region brauchen wir jeden Leistungswilligen, ohne nationale Unterschiede."Klaus Windhäuser, Arbeitgeber des Ehemannes, trifft sich morgen mit der Landrätin Läsch-Weber zum Gespräch. "Auch wenn die rechtliche Lage klar ist, und die Kreisverwaltung nichts mehr tun kann, erhoffe ich mir von dem Gespräch, dass sich die Landrätin für die Familie einsetzt."Auch die Kreisverwaltung versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen: "Das einzige, was noch in unserem Spielraum liegt, ist die Abschiebung bis Mitte Dezember hinauszuzögern", sagt der Pressesprecher der Kreisverwaltung Alfons Kuhnen.Dazu muss die Familie ihre freiwillige Ausreise bis spätestens 15. Dezember erklären und als Sicherheit 1800 Euro für die Flugtickets bezahlen. Die beiden Arbeitgeber werden das Geld vorstrecken. Dann ist zumindest ein bisschen Zeit gewonnen. Aber klar ist: Eine Aufschiebung der Abschiebung reicht ihnen nicht. "Wir kämpfen um das Bleiberecht."

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